Hochzeitstag

Sonntag um 7.30. Ich wache auf und will zu Padi hoch, um ihm zu unserem Hochzeitstag zu gratulieren. Immer wenn Malin zu Hause ist, zieht er in ihr Zimmer im Dachgeschoss, während Malin neben mir schläft. So kommt zumindest er zu genügend Schlaf, was Sinn macht. Ich meinerseits bin auch ruhiger, denn ich spüre besser, wie es ihr geht und kann entsprechend reagieren, wenn es denn nötig ist.

Es ist oft nötig. 

Ich drehe mich zu Malin um und fasse mit der Hand an ihre Stirn. Schon gestern hatte sie Fieber. Es ist allerdings wieder gesunken, aber eben: Ihre Werte sind sehr tief, die Abwehr bei 0,01 - also eigentlich gar keine...

Die Stirn ist heiss. Sofort bin ich hellwach, suche den Fiebermesser: 38.9! Ich decke sie ab in der Hoffnung, dass die Temperatur sinkt, das tut sie auch, aber nur auf 38,6. Das ist eindeutig zu hoch für Malin. Wir rufen im Spital an - sofort einrücken, wir sollen die Taschen packen, wir werden wohl bleiben müssen.

 

Sie wird am Port angestochen, die Antibiotika wird angehängt. Das Fieber ist zum Glück weiter gesunken. Die Entzündungswerte im Blut sind allerdings zu hoch. Da essen noch immer mühsam ist und Malin gegen wiederkehrende Übelkeit kämpft, wird sie wieder künstlich ernährt. Am Nachmittag gibt uns Malin zwei Stunden "Spazierzeit", obwohl sie nicht gerne alleine ist, was wir durchaus verstehen. Zu unserem 13. Hochzeitstag gönnen wir uns ein Stück feine Torte und einen Kaffee in der Stadt, schauen den Sonntagsspaziergängern zu und reden. Wir nehmen uns vor, noch einige gemeinsame Jahre anzuhängen und nächstes Jahr wird doppelt gefeiert. Die Sonne scheint, wir geniessen die beiden Stunden Zweisamkeit an der frischen Luft, denn seit Monaten kommt es nur selten dazu.

Bei den Museggtürmen bestaunen wir die wunderbare Aussicht über die ganze Stadt mit den vielen richtig schönen alten Häusern und der Luzerner Määs mit dem Riesenrad im Hintergrund.

Zurück im Spital schauen wir mit Malin "das grosse Backen" - nicht Padis Ding und so verabschiedet er sich von uns und fährt nach Hause. Malin und ich lassen uns noch von den Backkünsten inspirieren und am Abend reden und philosophieren wir noch eine ganze Weile. Sie lacht und reisst Witze - und obwohl wir heute ausserplanmässig im Spital gelandet sind, ist sie aufgestellt und nimmt die Situation einmal mehr mit bewundernswerter Gelassenheit.