Basketball

Kurz nach sieben Uhr morgens stehe ich vor Schreck fast in meinem Klappbett: Ganz in der Nähe wird gebohrt und es tönt unglaublich laut durch das Zimmer! Malin ist auch aufgewacht und flucht leise vor sich hin. Wir haben Baustelle auf der Station. Böden und Wände sind mit Folie weiss eingeklebt. Die Decke ist weg, es klafft ein grosses Loch. Sieht nicht gemütlich aus - noch weniger als sonst schon...

 

Blutentnahme, eine ganze Reihe Medikamente, Urintest, Blutzuckertest (er ist bei 15,9 - ist leider einiges höher als gestern), Frühstück, Mundhygiene, täglicher ärztlicher Untersuch. (Die Blutwerte sind immer noch viel zu tief, Chemo kann sicher nicht gestartet werden) Dann ist wieder das Atelier angesagt bis 11.00. Ich mache derweil meinen obligaten Spaziergang im Wald und am Rotsee. Wieder im Spital steht die Tür des Ateliers weit offen und ich sehe Malin, mit farbverschmierten Händen aber strahlend vor ihrem fertigen Werk. Das Windlicht ist schön geworden. Sie freut sich selber auch darüber.

 

Das Mittagessen ist dann wieder eher nicht ihr Fall, die Begeisterung hält sich in Grenzen, aber sie bringt doch einige Bissen herunter. Die Aktilyse wird gemacht (Portreinigung) und für eine halbe Stunde wird Malin vom Infusionsständer befreit. Wir nutzen die Gunst der Stunde und "flüchten" nach draussen an die frische Luft, na ja - frisch ist bei Malin mit ihrem dicken Mundschutz wohl übertrieben, aber immerhin: 30 Minuten draussen. Der Psychologe schaut nachher noch schnell herein, später gibt uns die Ernährungsberaterin noch ein paar Tipps zu verschiedenen hochkalorienhaltigen Drinks und gibt einige Muster ab, die Malin testen kann.

Nun steht noch Physiotherapie auf dem Plan. Das gefällt ihr. Sie sitzt auf einem riesen Gummiball und muss versuchen, die Balance zu halten (sich am Schlauch der Infusion halten bringt leider auch nicht viel...) Mit ihrem schwachen Körper ist diese Übung schon eine ziemliche Herausforderung.

Beim Basketball gibt sie alles und zeigt uns ihre Treffsicherheit. Mach das mal mit einem angehängten Infusionsständer! Malin lässt sich von so Schläuchen nicht unterkriegen, sie strahlt und hört fast nicht mehr auf, ist aber dann total erschöpft. Die Musiktherapeutin kommt deshalb zu Malin ins Zimmer und spielt etwas zur Entspannung vor. Es tut gut - mir auch (bin fast eingeschlafen auf meinem Klappbett).

Ich versuche mässig erfolgreich, ihr etwas zum z'Vieri schmackhaft zu machen. Kaum isst sie ein wenig, meldet sich schon diese mühsame Übelkeit zurück. Sie legt sich hin und zur Ablenkung lese ich ihr von ihrem Buch vor. Am liebsten hätte sie, wenn ich nicht mehr aufhören würde. Aber irgendwann ist meine Kehle arg trocken. Zeit für eine Pause.

 

Die hochdosierte Chemowoche wird voraussichtlich am Montag gestartet, abhängig von Malins Blutwerten. Wir werden sehen. Die Chemo wurde schon so oft verschoben. Malin trägt diesen Umstand mit erstaunlicher Fassung.

Sie sagt zwar schon:" Ich ha gar kei Bock so lange hie z' bliiebe!"

Schafft es aber trotzdem irgendwie, aus der Situation das Beste zu machen. Ohne jammern, obwohl sie allen Grund dazu hätte. Es bringt nichts.