Die Taschen sind gepackt und stehen vor der Haustür. Um 7.00 kleben wir das EMLA auf, ein Pflaster, welches die Haut über dem Port für das Anstechen unempfindlich macht. Frühstück gibt es keines für Malin, sie muss nüchtern sein. Abfahrt um 7.30. Ich bin gespannt, ob die Blutwerte heute reichen... schon so oft wurde die Chemo verschoben.... Heute habe ich allerdings das Gefühl, es könnte passen. Mal sehen. Port anstechen, Blutentnahme, das Ambisome (Pilzmittel, welches Malin zweimal wöchentlich venös erhält) wird angehängt. Wir warten auf die Ergebnisse - diesmal reicht es tatsächlich.
Bereits im Zimmer erhält Malin ein leichtes Dormikum. Mit dem Bett wird sie zum Lift gerollt. Sie sitzt, sie möchte heute möglichst lange wach bleiben. Immer wieder muss sie "gigälä" und schaut mich ganz komisch an. Im OP-Raum warten bereits die beiden Anästhesisten und zwei Ärzte. Malin stützt ihren Kopf auf der Hand auf. Ihr Ziel ist es, wach zu bleiben, bis die beiden Spritzen mit dem Narkosemittel leer sind... Irgendwann fragt sie leicht lallend, den Kopf noch immer aufgestützt: "Schlaf ich scho?" Nein, noch nicht... aber nur etwa fünf Sekunden später kippt ihr Kopf nach unten und sie schläft. Ihr Ziel hat sie übrigens nicht erreicht.... die Spritzen sind noch nicht ganz leer...
Ich verlasse den OP-Raum, die Knochenmark- und die Lumbalpunktion werden gemacht. Unterdessen hole ich das Gepäck aus dem Auto und räume den Schrank ein.
Zurück auf dem Zimmer muss Malin wieder für zwei Stunden in Schräglage mit dem Kopf nach unten liegen, damit die Chemo richtig in das Hirnwasser gelangt. Zwischendurch wacht sie auf und hat eine ziemlich schwere Zunge. Sie fragt: "Isch das eppe so, wemä bsoffä isch?"
Ja, so ungefähr.
"Das isch luschtig, chend die mier nechscht Wuche nid echli vo dem Mittel gäh?"
Ausserdem sieht sie mich mit vier Augen... wäre ja manchmal ganz praktisch, antworte ich. Sie lacht laut - ich muss lustig aussehen mit vier Augen - dann schläft sie wieder tief und fest ein.
Als sie wieder aufwacht, ist die lockere Stimmung verflogen, Ernüchterung macht sich breit. Wieder eine ganze Woche hier im Spital... und das Atelier ist ferienhalber geschlossen.... Ich versuche sie etwas aufzumuntern mit zwei "Win for live"- Lösli zum Aufrubbeln. Für jede Punktion eines, das machen wir seit Beginn der Therapie so, es ist schon zu einem kleinen Ritual geworden. Die Pflegenden haben wir bereits vorgewarnt: Falls aus unserem Zimmer einmal laute Jubelschreie ertönen sollten, dann haben wir gewonnen! Heute noch nicht - ja nu, nächstes mal vielleicht!