Heute morgen um 2.30 klingelt der Wecker. Bis drei Uhr darf Malin essen, dann nicht mehr. Weil es manchmal recht lange dauert, bis die Punktionen gemacht werden können, isst sie nun also in aller Frühe schon ihre Cornflakes. Die anderen schlafen noch tief und fest. Auch wir legen uns nochmals aufs Ohr, bis der Wecker wieder klingelt. Malin bedauert, dass sie sich von den jungen Meerschweinchen verabschieden muss, sie befürchtet, dass die Kleinen in einer Woche schon mindestens doppelt so gross sein werden!
Malin ist noch nie so gut zwäg gewesen bei einem Chemostart! Ein guter Gradmesser ist jeweils, wie sie vom Auto ins Kispi läuft. Das ist für ihren geschwächten Körper oft schon eine ziemlich grosse Herausforderung und braucht einige Zeit und Kraft. Manchmal hat sie es auch gar nicht geschafft und wir mussten sie mit dem Rollstuhl fahren. Heute läuft sie locker - eine wahre Freude!
Blutentnahme, Ambisome, warten auf die Laborwerte. Sie sind gut, der dritte High-Risk-Block kann gestartet werden. Um 11.00 wird ihr das Dormikum gespritzt. Darauf hat sie sich ja schon gefreut...sie lächelt mich an - als wäre sie weit weg... Malin wird mit dem Lift nach unten gebracht. Erstaunt schaut sie sich um und fragt: "Werum sind soviel Lüüt hie?" Nein, sie sieht nicht doppelt...tatsächlich stehen heute besonders viele Ärzte rund um ihr Bett...die Anästhesisten spritzen das Narkosemittel - Malin zählt langsam, den Kopf immer noch aufgestützt und wird immer langsamer mit Zählen. Bei neun sind die Augen zu und der Anästhesist legt ihren Kopf behutsam auf das Kissen.
Lumbal- (Hirnwasser) und Knochenmarkpunktion werden gemacht, ein Insuflon und ein Venflon (für die parenterale Ernährung) gesteckt.
Eine Stunde später wird sie auf das Zimmer zurück gebracht und schläft noch weitere zwei Stunden in Schräglage. Als sie aufwacht, ist sie mürrisch ohne zu wissen warum. Sie findet alles und jeden dumm. Und dann noch Physio, darauf hat sie heute gar kein Bock! Ihr Fazit: Das Dormikum und die Narkose geben ein richtig gutes Gefühl, wenn dann aber die Wirkung vorüber ist, hat man irgendwie grundlos schlechte Laune. Zum Glück hält diese nicht lange an.
Wieder wird sie geschwemmt, wieder muss sie bilanzieren, wieder mit Lasix korrigieren - das ganze "Spiel" einmal mehr von vorn. Aber es ist der letzte hochdosierte lange Block! Ich bin richtig glücklich darüber, finde es wunderbar, dass es ihr im Moment so gut geht!
Zum Abschluss noch ein Müsterli von Malins Humor:
Es ist Anfang Oktober, im grössten Regen fahren wir vom Kispi heim. Zu Hause angekommen (wir müssen noch zum Haus laufen), findet Malin einen Schirm im Auto und sagt trocken:" Aso ICH nimä de Schirm, suscht ruinier ich mir nu mini Frisur!"
Ihre langen Haare hat sie ja schon lange nicht mehr. Aber Zwischenzeitlich ist ein leichter Flaum nachgewachsen, der jetzt aber erneut ausfällt. Auch die Augenbrauen und die Wimpern hat sie zurzeit wieder - und auch die werden wohl durch diesen Block wieder ausfallen. Aber sie sagt, dass sie sich schon fast nicht mehr vorstellen kann, wie es mit Haaren ist, wie sie aussieht.... und die Perücke - die hat sie noch nie getragen. Nur manchmal, da vermisst sie ihre Haare, vor allem zum Frisieren und Bürsten. Oft sind die Haare nach einer Chemotherapie anders als vorher. Wie werden wohl Struktur und Farbe sein? Wir sind gespannt....