Notfall

 

Malin schläft lange - wahrscheinlich auch, weil wir gestern Joels Geburtstag gefeiert und Besuch gehabt haben. Für sie war es zwar eine willkommene Abwechslung aber sicher auch recht anstrengend. 

Ein müder Tag aber sonst ist sie wohlauf. Während ich am Morgen in der Schule bin, sind meine Eltern bei Malin. Am Abend fällt mir auf, dass sie nichts essen mag und obwohl mit Decken richtig dick eingepackt, friert sie. Sie sieht immer müder aus, wir messen die Temperatur und ich erschrecke, als ich den Display sehe - er leuchtet nicht grün sondern rot auf: 39.6! Ich befreie Malin von einigen Decken, aber es bringt nichts, das Fieber bleibt hoch.

Kispi anrufen - EMLA kleben - packen - uns verabschieden und losfahren. Heute hat Enya besonders Mühe, uns gehen zu lassen... eben erst sassen wir doch noch alle gemeinsam am Esstisch und jetzt müssen wir so plötzlich wieder los! Ich nehme sie in die Arme, drücke sie fest an mich und flüstere ihr leise ins Ohr, was für ein unglaublich tolles, kreatives Power-Mädchen sie ist und wie sehr wir sie lieben! Ach, wie gerne würde ich sie einfach mitnehmen oder noch besser - mit Malin da bleiben, aber das geht leider nicht. Malin wird einen Infekt haben  - so tief wie ihre Werte sind - und der muss möglichst schnell behandelt werden. Ihr Körper schafft das sonst nicht.

 

Im Kispi wird Malins Port angestochen, doch das Blut läuft nicht. Also nochmals von vorn - beim zweiten Versuch geht's. "Kari" wird behängt und mit Malin verkabelt. Wir beziehen das Zimmer 23. Trotz fiebersenkenden Mitteln und Antibiotika in die Venen, sinkt das Fieber nicht - im Gegenteil - es steigt! Malin liegt mit drei Decken und Wärmebeuteln im Bett, zittert und schlottert am ganzen Körper - es hört nicht auf.

"Es isch so sträng, es hört nid uif, ich mag nimme..." Malin erbricht sich, es wird ihr schwarz vor den Augen.

 

Ihre Blutwerte sind so tief, dass sie noch in der Nacht transfundiert wird. Bei uns Gesunden liegt der Wert der Thrombos zwischen 180 und 330. Malins Wert ist bei 5.

Morgens um drei erhält sie eine Thrombozytentransfusion, später noch die Erytrozyten. Irgendwann hat das Zittern aufgehört - sie ist eingeschlafen.