Da sitzen wir - mit rot verheulten Augen - unzählige zerknüllte Taschentücher rundherum verteilt. Nein - nichts Schlimmes, wir haben nur gerade den letzten Teil vom "Club der roten Bänder" gesehen.
Etwa eineinhalb Jahre ist es wohl her, als die erste Staffel der Dramaserie begann. Es ging um eine Gruppe jugendlicher Langzeitpatienten in einem Krankenhaus: Einen Autisten mit zwei gebrochenen Beinen, einen Jungen im Koma, ein magersüchtiges Mädchen und zwei krebskranke Jungs! Die Serie basiert auf der wahren Geschichte eines Spaniers: Albert Espinosa. Er hat als Jugendlicher 10 Jahre lang gegen den Krebs - und sich so ins Leben zurück gekämpft! Die Ärzte gaben ihm noch 3% Überlebenschancen, er nutzte sie. "Immerhin 3%," meinte er. Aber es war ein langer, zäher Kampf, er verlor dabei ein Bein, einen Teil seiner Lunge, aber nie seinen Lebensmut! Er schrieb seine Lebensgeschichte auf und sie wurde verfilmt: Der Club der roten Bänder. In seiner Geschichte geht es auch um die Krankheit, aber vor allem um Hoffnung, um Lebensfreude, Mut. Es geht darum aufzustehen und weiter zu kämpfen, dem Krebs die Stirn zu bieten, nicht aufzugeben. Es geht aber auch um Liebe, Kraft und Freundschaft und das "Getragen werden" von den Freunden. Wir waren sehr beeindruckt, seine Geschichte hat uns tief berührt und Malin erhielt letztes Jahr an Weihnachten sein Buch und die Filmmusik dazu.
Wie nennt man das? Ironie des Schicksals? Denn plötzlich standen wir selber mittendrin - mitten in diesem Kampf um das Leben! Da sind wir nun - ohne Fernbedienung zum Wegzappen, zum Um- oder Ausschalten, wenn es uns zu nah ging, uns zu viel wurde....
Wir sind mittendrin - auf dem beschwerlichen Weg bärguif - mit dem kleinen Unterschied, dass Malin kein rotes, sondern ein weisses Band hat... aber ihr Kampfgeist und ihr Lebenswille ist derselbe.
Trotz ihrer eigenen Situation war für sie ganz klar, wenn die nächste Staffel startet, will sie weiter schauen. Und das taten wir - irgendwann im Sommer im Spital. Auch das onkologische Mädchen im Zimmer nebenan schaute und Malin sass glatzköpfig neben mir - und sah genauso aus wie die Hauptpersonen im Film....
Heute Abend nun war der letzte Teil der letzten Staffel zu sehen. Albert Espinosa - heute 45-jährig - sagte einmal: "Der Krebs ist ein fieser Gegner, gerade deshalb gab ich nicht einfach auf, sondern kämpfte dagegen an!" Nun weiss Malin leider aus eigener, bitterer Erfahrung, wie es ist. Sowas will eigentlich niemand wissen. Ändern können wir es nicht. Es ist, wie es ist. Kämpfen aber kann sie und das tut sie - mit voller Kraft!