Heute sind wir in einem Zimmer im Ambi, wo ausschliesslich ambulante Kinder vorübergehend untergebracht werden, die wieder am selben Tag nach Hause können. Irgendwann hören wir singende Kinderstimmen von aussen durch die Tür dringen. Das müssen die Schulklassen sein, die heute im Kispi Weihnachtslieder singen werden. Malin zieht ihren Mundschutz über und wir gehen in den Gang um zu sehen, woher die Stimmen kommen. Da stehen sie - rund 35 Schülerinnen und Schüler mit ihren zwei Lehrern, begleitet mit Geige, Piano und Cello. Die Sänger auf der einen Seite - die Krankenhauskinder, zum Teil verkabelt mit Infusionsständer und drei mit Mundschutz (darunter Malin) mit ihren Müttern und Vätern auf der anderen Seite - andächtig am Zuhören. Ich habe meine Mühe, die Tränen zurückzuhalten, die Situation berührt mich sehr.
Es fällt auf, dass wirklich alle singenden Kinder (auch wenn sicher das eine oder andere Schlitzohr darunter sein mag) die ganze Zeit ruhig dastehen und singen. Kein einziges lacht oder macht "Seich", alle singen sie - ein Lied nach dem anderen, begleitet mit den Instrumenten und es klingt richtig schön. Zwischendurch meldet sich ein Infusomat und verlangt Nachschub und so schauen die jungen MusikantInnen während dem Singen gebannt zu, wie die Pflegefachfrau den Beutel umhängt und die Leitungen spült. Was geht ihnen wohl dabei durch den Kopf? Wahrscheinlich sind sie einfach froh, auf "ihrer" Seite stehen zu dürfen...
Malins Blutwerte sind nicht überragend aber knapp im Bereich, um die neue Chemo starten zu können. Wir warten noch auf die ausstehenden Nieren- und Leberwerte, damit die genaue Dosierung der Chemo bestimmt werden kann.
Anscheinend haben sie im Labor neue Geräte eingesetzt, welche noch nicht einwandfrei zu funktionieren scheinen. Immer wieder vertrösten sie uns um eine halbe Stunde bis schliesslich gemeldet wird, dass die Werte frühestens um 20.00 erwartet werden können. Nun denn, wir dürfen vorher nach Hause mit einem weiteren Startaufschub der Chemo. Morgen wird telefoniert und entschieden, wie es weiter geht.
Von weitem sehen wir den geschmückten Christbaum auf "unserer" Station und bevor wir nach Hause gehen, müssen wir ihn doch noch schnell begutachten. Ob er wohl echt ist? Er ist es.
"Hallo- oo!" wird Malin auf der Station von einer Pflegefachfrau herzlich begrüsst. "Ich sehe dich ja sehr gerne, bin aber froh, dass ich dich schon so lange nicht mehr gesehen habe...!"
Das heisst nämlich: Kein Fieber, kein Infekt, Zustand stabil! Und das wird - so hoffen wir - noch lange so bleiben!