Am 13. April 2017 hat Malin - ohne es zu ahnen - für lange Zeit das letzte mal ihr damaliges Schulzimmer betreten...
Sie war in der ersten Kollegiklasse, hatte sich nach einem eher harzigen Start gut in der Schule und ihrer Klasse eingelebt. Es gefiel ihr, vor allem mit ihren Bürer- und Oberdorfer Mädels, mit denen sie es schon immer gut hatte. Seither sind fast 9 Monate vergangen. Neun lange Monate, die Malin vorwiegend im Spital verbrachte. Es galt gegen die Leukämie mit all den Therapienebenwirkungen anzukämpfen. Die Schule - sie war schon lange kein Thema mehr...
Bis jetzt. Im Dezember bekamen wir grünes Licht seitens der Ärzte: Wenn Malins Werte so stabil bleiben und sie die Energie dazu hat, darf sie im neuen Jahr wieder in die Schule! Aber wohin bloss? In welche Klasse nach so langer Zeit? Wir überlegten, diskutierten mit Malin, den Onkopsychologen vom Spital, den Ärzten. Sie meinten klar, dass es nicht um das fachliche gehen darf, sondern in erster Linie um eine soziale Eingliederung in die Schule. Ein langsamer Wiedereinstieg in den Schulalltag. Und doch wird sie noch länger nicht alle Lektionen besuchen können, denn bis zum Sommer wird sie aufgrund der Chemo, weiteren Knochenmarkpunktionen und verschiedenen Kontrollen immer noch oft fehlen. Was also macht am meisten Sinn?
In ihre frühere Klasse? Die Klasse hat sich bestimmt verändert, entwickelt und doch ist es ihre Klasse, mit ihren Freundinnen zu denen sie weiterhin guten Kontakt hatte. Schulisch wird sie allerdings kaum Chancen haben, mithalten zu können. Zuviel Schulstoff hat sie bereits verpasst und wird sie noch zusätzlich in den nächsten Monaten verpassen. Wird diese Situation sie zu sehr unter Druck setzen?
In die erste Klasse, um zu repetieren? Sozial ein völlig fremdes Umfeld, sie kennt die Mitschüler nicht - würde sie sich wohl fühlen?
Oder einen Wechsel an die ORS Oberdorf? Auch das wäre eine Möglichkeit, aber auch da erwartet sie eine neue Klasse und noch dazu in einer anderen Schule. Alle drei Varianten erscheinen uns nicht wirklich ideal und trotzdem - wir müssen uns entscheiden...
Nach langen Gesprächen kommen wir gemeinsam zum Schluss, dass die erste Variante für den Anfang am besten scheint: Malin wird stundenweise in ihre "alte" Klasse zurückkehren. Ihr Klassenlehrer zeigt sich dabei sehr entgegenkommend und unterstützt uns sehr. Er schickt uns Malins derzeitigen Stundenplan und Malin darf quasi "ihren" Stundenplan zusammenstellen, den sie sich kräftemässig zutraut und worauf sie Lust hat. Schlussendlich hat sie fürs erste täglich 2-4 Lektionen eingeplant. Der Klassenlehrer informiert die betreffenden Fachlehrer darüber. Diese äusserst unkomplizierte Vorgehensweise schätzen wir sehr, sind dankbar dafür.
Heute nun ist also einmal mehr ein "erster" Schultag. Malin ist etwas nervös - ich auch - muss dabei an ihren allerersten Schultag in der Primarzeit denken - erneut ist es ein "Gehenlassen" mit der dazu nötigen Zuversicht und Hoffnung, dass alles gut kommt... wie wird es wohl für sie sein, nach so langer Zeit?
Sie beginnt um halb zehn mit dem Fach Hauswirtschaft, weiss aber nicht so recht, wo die Schulküchen sind. Ich fahre sie nach Stans, um sie bis an die Schulzimmertür zu begleiten, damit sie beruhigt am richtigen Ort starten kann. Aber das wird nicht nötig sein, denn als wir auf den Schulplatz einbiegen, stehen alle elf Mädchen ihrer Klasse bereits dort, winken Malin strahlend zu und erwarten sie schon. Also verabschiede ich mich im Auto von ihr und sehe zu, wie sie langsam zu den Mädchen läuft und von einem nach dem anderen innig umarmt und begrüsst wird. Eine rührende Szene - und in diesem Moment bin ich so froh um diese tollen Mädchen, die auf ihre spontane, herzliche Art Malins Neubeginn an der Schule ein bisschen einfacher machen!