Schönstes Winterwetter, die schneebedeckten Berge werden von der frühen Morgensonne angeleuchtet, es sieht wunderschön aus. Wir sind auf dem Weg ins Kispi. Malin ist nüchtern - hatte diesmal "kein Bock", nachts um halb drei aufzustehen um zu frühstücken, also liessen wir es bleiben und schliefen durch.
Nach Blutentnahme und EKG warten wir im ungewohnt menschenleeren Flur auf unseren "Lieblings-Ultraschall-Arzt". Da kommt er mit grossen Schritten - der Herzspezialist - und sagt irgendwas von morgendlichen Besprechungen und er müsse noch das Gerät aufstarten. Er ist wie stets auf seine positive Art gut gelaunt und macht die ersten Sprüche. Schon oft mussten wir lachen, obwohl uns eigentlich gar nicht wirklich zum Lachen zumute gewesen wäre...
Er schaltet das Ultraschallgerät ein, erklärt uns beiläufig, dass dieses schon 10 jährig sei, damals bereits 220'000 Franken gekostet habe, aber erstaunlicherweise (da ein technisches Gerät...) noch tiptop funktioniere und tadellose Bilder mache.
Er nimmt ein grosses weisses Windeltuch und meint schmunzelnd: "So, DAS ist jetzt der neueste Modeschrei aus Paris, den leg ich dir nun auf den Bauch..." Eine ganze Weile fährt er über den mit Gel überzogenen Oberbauch von Malin, drückt hie und da etwas fester, bis er das richtige Bild auf dem Schirm hat und ruft: "Hei, das ist mal ein geiles Herz! Schau mal, wie toll das aussieht!" Er deutet auf den Bildschirm und erklärt Malin die vier verschiedenen Herzkammern sowie die Herzklappe, die in regelmässigen Abständen auf und zu klappt. Er ist zufrieden, alles ist soweit in Ordnung, nur das Kadeterende des Ports ist sehr nahe an die Herzklappe "gerutscht" und nun deutlich sichtbar (sieht irgendwie aus wie ein kleines Schräubchen). Im Moment stört es (noch) nicht, aber man muss es sicher weiterhin im Auge behalten.
Rund zwei Stunden später sind die Laborwerte da und bestätigen: Der neue Chemoblock kann gestartet werden. Der Port wird angestochen, "Kari" kommt wieder zu seinem Einsatz und wird bestückt mit gelben, orangen und pinkfarbenen Gutterli. Die Chemo - in diesen eigentlich richtig schönen Farben - tröpfelt langsam in Malins Körper... es ist noch immer ein seltsames Gefühl...
Wir warten auf den Start der bevorstehenden KMP (Knochenmarkpunktion). Darauf freut sich Malin - sie freut sich auf das Dormikum und die anschliessende Narkose - da fühlt sie sich wie im Himmel. Wieder versucht sie zu zählen, diesmal kommt sie anscheinend weiter und redet sonst noch allerhand lustiges Zeug, wie uns die Ärztin später lachend erzählt. Die Hormonspritze sowie das neue Insuflon werden ebenfalls unter Narkose gesetzt. Es klappt alles bestens. Nach rund einer halben Stunde wird sie bereits wieder zurück ins Zimmer gerollt, sie schläft noch. Plötzlich schlägt sie die Augen auf, kichert los und fragt mich lallend: "Mmi, hsch s' Lbbellsli kaift?" Ja, sicher - das obligate Rubbellösli habe ich natürlich gekauft! (Gewonnen hat sie immerhin ganze 5.-)
"Mni Zunge schch so schwär, s' lamped abä..."
"Hend diä miär d'dpppled Dosis gä?"
"Chchennt locker d'Mathiprffig mache, chcha rchtig dänke, chcha nrr nid rede und de Chpf hbbä, er schssch so schwrr..."
"Gsehn' ch irrgendwi kmmisch uis? ...Iher nmmlich scho!" Sagt's, schaut uns alle rundherum leicht verwirrt an und lacht. Wir auch! Es ist wirklich witzig - und so schnell wie sie "wach" war, kippt sie wieder in ihr Land der Träume und schläft nochmals tief und fest ein.
Die letzten Gutterli werden noch angehängt. Die Sonne scheint derweil durch die heruntergelassenen Storen und zeichnet leuchtende Streifen an die Wand. Bald können wir nach Hause und werden sicher schon vom heutigen Geburtstagskind - diesmal ist es Grosi - erwartet!