Gestern Morgen um 6.30 standen Padi und Enya bereits mit den Skis parat vor dem Haus. Der Migros Grand Prix auf dem Stoos stand auf dem Programm. Enya war zwar nur mässig motiviert, da das RA-Cup-Rennen ebenfalls noch auf den gestrigen Abend verschoben worden ist. Zwei Rennen an verschiedenen Austragungsorten am selben Tag - ein gestrafftes und vor allem langes Tagesprogramm. Am Mittag rief sie bereits an, es sprudelte nur so aus ihr heraus: Sie ist zweite geworden in ihrer Kategorie und hat sich somit fürs Schweizer Final Anfang April qualifiziert. Ihre Begeisterung war unüberhörbar! Am Abend hat sie dann allerdings - wie anscheinend viele andere auch - das letzte Tor falsch angefahren und wurde disqualifiziert. Sie nahm es gelassen - es war ihr "Wurscht" - was soll's? Eine Medaille reicht schliesslich völlig...
Seit einigen Jahren ist Malin zusammen mit ihren Bürer-Girls Ministrantin. Sie haben relativ selten Einsatz, wissen manchmal kaum mehr was wann wo zu tun ist und wohin sie zu laufen haben (was schon zu heiteren Situationen geführt hatte). In der Regel sind sie stets zusammen auf der Liste eingeteilt - so wie heute auch. Es ist Malins erster Einsatz seit ihrer Erkrankung. Ich gehe auch mit - stecke vorsorglich noch ein paar Traubenzucker in die Tasche, falls sie wider Erwarten in ein Hypo fallen sollte. Da stehen sie, die fünf Mädels mit ihren weissen Gewändern. Neben Malin sitzen unser Gemeindeseelsorger und der Bischof, dieser ebenfalls mit einer altrosa Mütze auf dem Kopf, fast so wie sie. (Nur das Modell stimmt nicht ganz überein...)
Der Bischof freut sich sichtlich über die Anwesenheit dieser fünf jungen Ministrantinnen und während seiner Predigt dreht er sich regelmässig nach ihnen um und redet direkt zu ihnen. Das habe ich vorher noch nie gesehen und ist irgendwie eindrücklich. Mit seiner klaren, lauten Stimme vermag er die Kirche auszufüllen und redet ausnahmslos alle Anwesenden an. Ehrlich gesagt, nicht immer höre ich so genau zu, was jeweils erzählt wird, oft bin ich tief in meinen Gedanken versunken. Heute aber schon - es ist eine untypische Predigt eines Geistlichen, noch dazu mit einigen eigenwilligen Vergleichen ergänzt, die mich zum Schmunzeln bringen. Von einem Bischof hätte ich das so nicht erwartet - aber gerade das gefällt mir. Nach der Messe warte ich auf Malin und da kommen auch gleich unser Seelsorger und der Bischof. Sie reichen uns die Hand und wünschen uns viel Kraft auf dem weiteren Weg. Wir nehmen sie dankbar an.
Am Abend rinnen die Tränen. Malin weint fast nie - trotz allen Widrigkeiten, trotz allen Schmerzen... aber jetzt liegt sie im Bett und die Tränen kullern ihr nur so über die Wangen. Sie ist traurig, sie ist frustriert, sie ist müde. Es scheint, als ob ihr Tränentank überfüllt ist. Zu lange hat sich schon zu vieles angestaut und jetzt muss endlich wieder geleert werden. Höchste Zeit - es tut ihr gut!
Wie oft schon dachten wir: Wenn wir die Möglichkeit hätten, ihr diese ganze Bürde abzunehmen - wir würden keinen Moment lang zögern! Aber es geht nicht. Wir können sie trösten und stärken, ihr die Tränen trocknen, für sie da sein, mit ihr den Weg gehen, sie begleiten - mehr können wir nicht - leider!