Schmudo 1998 - im farbig bunten fasnächtlichen Treiben auf dem Stanser Dorfplatz. Zufall? Schicksal? Wir sind uns einfach begegnet, immer wieder zufällig (wirklich zufällig!) über den Weg gelaufen inmitten all der Leute, bis es uns selber auffiel und wir ins Gespräch kamen.... "Du auch schon wieder da...?"
Heute ist es genau 20 Jahre her, fast unser halbes Leben haben wir bereits zusammen verbracht. Viel haben wir erlebt in diesen Jahren und sie sind auch definitiv nicht ganz spurlos an uns vorbei gegangen: Leicht ergraut - mit ein paar Haaren weniger, dafür ein paar Gesichtsfalten und Kilos mehr... untrügliche Zeichen - wir werden älter! Aber eines hat sich nach wie vor nicht geändert: Padi ist das Beste, was mir im Leben hat passieren können. Er ist mein Lebenspartner und mein bester Freund! (Auch beste Freunde können manchmal nerven... aber nicht für lange)
Ich habe zweifellos das Glückslos gezogen! Nein, auch bei uns war nicht immer nur eitel Sonnenschein, das nun definitiv auch nicht. Mit vielen Hochs und einigen Tiefs, wie es halt so ist. Das eine oder andere haben wir gelernt aneinander zu tolerieren - gewisse Dinge sind schwerlich zu ändern - aber die Familie war für uns beide immer das grösste und wichtigste! Unsere Familie mit Joel, Malin und Enya! Sie drei sind es, die unser Leben grossartig und positiv bereichern - jeden einzelnen Tag. Trotz manch pubertär hitzigen Diskussionen und trotzigen Auseinandersetzungen. Auch das gehört dazu - tut dem Glück aber keinen Abbruch.
Nein, immer einfach hatten wir es wohl nicht - aber da sind wir bei weitem nicht die einzigen. So viele werden von schweren Schicksalsschlägen heimgesucht und hatten nicht so viele Glücksmomente, wie wir sie hatten. Sicher - ein paar mal wurden auch wir ziemlich arg geprüft und damit meine ich nicht etwa die Knochenbrüche, die Zerrungen, Hirnerschütterungen, Padis ausgekugelte Schulter oder intensivere Krankheiten wie Joels Pfeiffersches Drüsenfieber, Enyas Atemwegserkrankung in den ersten beiden Lebensjahren oder Malins langjährigen Probleme im Magen-Darm-Bereich...
Nein, ich denke dabei an den gewaltsamen Tod von Padis Bruder gleich nach Malins Geburt, was uns zutiefst erschüttert hatte. Ich denke aber auch an Padis unverschuldete Frontalkollision unweit der Abzweigung Richtung Büren. Auf der Rückfahrt aus Zug - schon fast zu Hause, aber eben nicht ganz... rund 300 Meter fehlten noch bis Büren... Ein Tourist gerät auf die Gegenfahrbahn - beide mit 80 km/h! Glück im Unglück: Padi kam mit leichten Prellungen und ein paar Kratzern aus dem völlig demolierten Auto, wurde mit der Ambulanz zur Kontrolle ins Spital eingeliefert. Das Schleudertrauma wurde allerdings erst später diagnostiziert. Diese elenden Kopf- und Nackenschmerzen, die ihn - der eigentlich für den Infernotriathlon trainiert hatte - für viele Monate so sehr plagten und komplett ausbremsten...
Ich denke auch an meinen eigenen "Totalausfall". Notfallmässiger Spitalaufenthalt mit Hirn- und Hirnhautentzündung und Borreliose, ausgelöst durch einen Zeckenbiss - ich hatte keine Funktion mehr. Essen, laufen, sehen, hören, lesen, schreiben.... Grundlegendes, Selbstverständliches funktionierte nicht mehr richtig. Dazu kam die Ungewissheit, wann und ob überhaupt ich wieder gesund werden würde. In dieser intensiven Zeit war Padi immer an meiner Seite, hat mich liebevoll und mit viel Geduld gepflegt und unterstützt, bis ich (zu unserem Glück!) wieder auf die Beine kam.
Und dann - nicht einmal ein Jahr später erschüttert uns Malins Diagnose. Leukämie.
In guten wie in schlechten Tagen - wir sind füreinander da, wir können uns aufeinander verlassen. Immer. Das gibt Sicherheit, Vertrauen, Zuversicht. Das ist Liebe. Zusammen schaffen wir es - auch das. Einfach ist es nicht, im Gegenteil - es ist sogar verdammt schwer, oft schon stiessen wir an die Grenzen des Erträglichen.
Wir reden viel, das hilft. Immer, wenn es nur irgendwie geht, laufen wir gemeinsam eine Runde an der frischen Luft. Auch wenn es nur für eine knappe halbe Stunde ist - im grössten Regen oder im Schnee. Wir laufen, tauschen uns aus, klären Fragen, hören zu, trösten, muntern auf, stärken einander, stützen, tragen gemeinsam. Und dies mit gegenseitigem Respekt, mit Wertschätzung und Toleranz. Und schliesslich dürfen wir eines nicht vergessen: Die unzählig vielen Glücksmomente, die wir erleben durften! Erlebnisreiche Zeltferien, gemeinsame Wanderungen, viele coole Ausflüge und gesellige Treffen mit Freunden und Familie. Das alles ist nicht selbstverständlich, es sind schöne Erinnerungen, die Auftrieb und Kraft geben in Zeiten wie jetzt, die wir vorwiegend zwischen zu Hause und Spital verbringen. Aber irgendwann kommt auch unsere Zeit wieder, wo wir unbeschwert losziehen können, ganz unabhängig von irgendwelchen Therapieplänen und Spitalterminen. Einfach los! Darauf freuen wir uns alle sehr und zwischendurch träumen und diskutieren wir über unsere mögliche nächste Feriendestination... wir alle haben verschiedene Vorstellungen und Wünsche und es gibt so viele schöne Flecken auf der Welt! Man darf gespannt sein, wohin es uns letztendlich verschlagen wird...
Heute aber feiern wir. Nachdem wir Enya beim Langlaufrennen in Engelberg zugeschaut und aufmunternd zugerufen haben (und dabei halb erfroren sind), fahren wir wieder ins Tal, um zusammen fein essen zu gehen und anzustossen: Auf den Stanser Dorfplatz, auf die Fasnacht, auf uns und auf die nächsten zwanzig glücklichen, gemeinsamen Jahre! Wir freuen uns darauf!