Die Chemo scheint zu wirken, Malin ist sehr müde und die Übelkeit meldet sich in regelmässigen Abständen, trotz Medikamenten.
Gestern war das Mädchen, welches Malin letzte Woche kennen gelernt hatte, für einen Tag im Ambi - mit Fieber. Malin machte bei ihr einen "Krankenbesuch", wobei sie ihren Mundschutz zum eigenen Schutz nicht ablegen durfte. Trotzdem quatschten die beiden eine volle Stunde lang über dies und das - unter anderem auch, wie es sich anfühlt, wenn man in der Öffentlichkeit manchmal so angestarrt wird.
Heute morgen nun steht wieder die Lumbalpunktion auf dem Programm. Dabei wird jeweils Hirnwasser entzogen und Chemo ins Hirnwasser abgegeben. Malin wird mit dem Bett aus dem Zimmer gerollt, das Dormikum hat sie bereits intus - man sieht es ihrem Blick an. Sie schaut mit glasigen Augen schon fast durch mich hindurch, lacht verschmitzt. Im OP-Raum erklärt sie den Ärzten ungewohnt umständlich, dass sie heute mindestens bis zehn zählen will, bevor sie einschläft. Aber als die Anästhesistin von fliegenden rosaroten Elefanten erzählt - hat Malin jegliche Zahlenreihen vergessen - schläft rekordverdächtig schnell ein ...und träumt von rosaroten Elefanten...?
Nach einer halben Stunde wird sie zurück aufs Zimmer gebracht. Zwei Stunden muss sie nun in Schräglage (Kopf nach unten) liegen bleiben, damit die Chemo richtig ins Hirnwasser gelangt. In dieser Zeit schläft sie meistens. Auch heute. Und auch heute hat sie bei den beiden obligaten Rubbellösli fünf Franken gewonnen. Nächste Woche ist dann bereits der nächste Versuch - wir werden sehen!
Am Nachmittag werden wir nach Hause entlassen, dürfen bei Grosi noch ein sehr spätes aber leckeres z'Mittag essen, bevor Malin Besuch von zwei Freundinnen erhält. Das "Spiel des Lebens" ist angesagt: Es wird wacker geheiratet, Kinder werden gekriegt, Immobilien gekauft und verkauft... Malins Müdigkeit und Übelkeit scheinen - für den Moment jedenfalls - etwas verdrängt.