Wenn täglich eine kurze Chemo gespritzt werden muss - so wie in diesem Block - sind wir sehr dankbar für die Möglichkeit der Kinderspitex Zentralschweiz (Kispex). Es ist bereits ein halbes Jahr vergangen seit ihrem letzten Einsatz bei uns und die Pflegefachfrau ist erstaunt, als sie Malin nun wieder sieht: "Hei Malin, du siehst ja richtig gut aus! Das freut mich!" In der Tat - im September kämpfte Malin noch gegen diverse Nebenwirkungen und war dazu noch stark untergewichtig. Heute bringt sie zu unserer Freude ganze 12 Kilogramm mehr auf die Waage, sieht dementsprechend weniger zerbrechlich, dafür energievoller und eben - richtig gut aus!
Die Spritzen (mit dem Chemomittel) haben wir bereits gestern im Spital erhalten mit der gewohnten Anweisung, sie im Kühlschrank zu lagern. Unser Eierfach ist zugleich unser Spritzen- und Medidepot. Das nötige Restmaterial ist in der grossen "Spitex"-Kiste, die bereit steht.
Es ist kurz vor Mittag. Die Chemo sollte täglich zur gleichen Zeit gespritzt werden, gestern im Spital wurde am Mittag damit gestartet. Malin liegt auf dem Sofa in der Stube - wir anderen in unmittelbarer Nähe werden mit Mundschutz ausgerüstet. Meine Küchentablets werden mit sterilen Tüchern und allerlei nötigen Utensilien wie Portnadel, Tupfer, NaCl, Spritzenaufsätze etc. in geordneter Reihenfolge belegt. Die sterilen Handschuhe werden angezogen, Malins Port desinfiziert und angestochen. Das Blut fliesst sofort, das ist nicht immer so - manchmal muss Malin mit Armbewegungen und künstlich herausgepresstem Husten etwas nachhelfen. Wenn alles nichts nützt, muss der Port ein zweites mal angestochen werden, aber das kommt nur selten vor. Nach einer Dreiviertelstunde ist das Zytostatikum gespritzt und die Portnadel bereits wieder gezogen. Die Kispex führt noch ihr Protokoll nach und verabschiedet sich wieder - bis morgen - zur selben Zeit.
Am Nachmittag spazieren wir zu "unseren" Geissen. Die scheinen schon wieder ein rechtes Stück grösser zu sein. Heute sind wir nicht die einzigen Zuschauer: Rund ein Dutzend Kinder mit Mütter und Grossmütter erfreuen sich an der grossen Ziegenschar. Sogar das Pfauenpaar stolziert an uns vorbei - das farbenfrohe Männchen findet es unnötig seinen bunten Fächer zu öffnen. Uns will er ja nicht beeindrucken und sein Weibchen scheint ihm sicher - schade für uns, zu gern hätten wir ihn bewundert!
Trotz wärmenden frühlingshaften Sonnenstrahlen ist der heutige Spaziergang für Malin ein Kraftakt. Schweigend läuft sie neben mir her, gibt kaum Antwort. Wir setzen uns auf einen Baumstrunk an der Sonne, machen eine lange Pause. Ihre Energie ist sichtlich weg und sie kämpft sich regelrecht nach Hause. Das war zu anstrengend für sie (am Abend sagt sie mir, sie sei schier zusammen gebrochen) und ich sehe den stummen Vorwurf in ihren Augen: War ja schliesslich nicht ihre Idee - der Spaziergang an der Sonne...