Ich mag alle vier Jahreszeiten, schätze die Abwechslung und finde, jede Jahreszeit hat ihre eigenen, reizvollen Besonderheiten. Den Frühling allerdings mag ich besonders gern. Wenn die Tage wieder länger hell sind, die Sonnenstrahlen wärmer, der Bärlauch, die Tulpen und Narzissen aus der Erde stossen und den noch kalten Temperaturen trotzen. Die Natur wird wieder zu neuem Leben erweckt - ein wahres Wunderwerk - und so voller Kraft! Auch die üppige Gülle- und Mist-"Verteilete" rundherum und der neuerlich prognostizierte Kälteeinbruch mit Schnee bis in die tiefen Lagen können all dem nichts anhaben. Die Obstbäume bekommen einen Frühlingsschnitt verpasst und Malin und ich fragen unseren Nachbarbauern, ob wir ein paar Äste zum Einstellen mit nach Hause nehmen dürfen. Auf diese Weise bringen wir einen Hauch Frühling in die Stube - Kälteeinbruch hin oder her!
Meine Freude an Pflanzen, Blumen und Garten ist noch relativ jung. Ich habe sie erst entdeckt, seit ich selber Familie habe. Davor fristeten jegliche Pflanzen ein trostloses Dasein bei mir, bis sie irgendwann - völlig vergessen und verdorrt - entsorgt werden mussten. Padi, Malin und Enya teilen mittlerweile meine Begeisterung - Joel allerdings scheint immun dagegen zu sein. Ist auch in Ordnung so - ich erinnere mich vage an die eigene Jugendzeit zurück, als ich - selten zwar aber doch hie und da - mit mürrischem Gesicht und lautstarken Protesten (Wofür überhaupt ein Garten? Das ist ja das Allerletzte....!) das Vergnügen hatte, beim Jäten mithelfen zu "dürfen".
Letzten Herbst haben Enya und ich Blumenzwiebeln versteckt, wie jedes Jahr. Wir machen es stets ganz unkonventionell und ohne jegliches System: Jede fasst einen Sack voll verschiedener Blumenzwiebeln und dann wird in die Erde gesteckt - egal wo, egal was. Im Frühling sind wir dann jeweils freudig überrascht, wo überall die blumige Farbenpracht blüht. Sogar mitten in unserem üppigen, wilden Farn sind dann bunte Farbtupfer zu finden. Das sieht nicht nur schön aus - das macht glücklich!
Die Pflegefachfrau der Kispex kommt heute in Begleitung einer zweiten Pflegefachfrau, die beim Anstechen des Ports und der Gabe des Cytosars (Chemomittel) zuschaut und dann am Samstag unter Aufsicht selber das erste mal den Port anstechen und spritzen wird. Zu Hause läuft es ein wenig anders ab als im Spital und wie gesagt: Alles muss geübt sein und irgendwann ist immer das erste mal. Für Malin ist das in Ordnung und wie immer liegt sie seelenruhig da und lässt die Fachfrauen ihren Job machen.
Als sich die Kispex verabschiedet und die Haustür öffnet, liegt ein grosser Bund Tulpen, fein säuberlich in gepunktetes Papier gewickelt, vor der Tür: Welch schöner überraschender Frühlingsgruss!