Träume und Pläne

Malins Werte sinken. Nach der erneuten Chemo ist es nicht anders zu erwarten. Am Donnerstag dann sollten die Werte nach oben tendieren, damit mit der vierwöchigen Intervalltherapie gestartet werden kann. Wir warten, bis das Gutterli mit dem Ambisome leer ist, die Actilyse (Portreiniung) wird für eine halbe Stunde angehängt. Die Pflegefachfrauen staunen, wie Malin schnell und mit einer eindrücklichen Leichtigkeit ihren Cube immer wieder farblich sortiert zusammen bringt. Die Ärztin ihrerseits ist mit der Kontrolle zufrieden, möchte abschliessend wissen, ob wir noch Fragen hätten. Ja, haben wir.

Wie sieht es mit Ferien aus? Dürfen/können wir Ferien planen? Ist das überhaupt realistisch? Wenn ja, wann frühestens? Und was müssen wir dabei beachten?

"Tia," sagt sie gedehnt, "wenn ihr nicht gerade in den grössten Dschungel reisen wollt und nicht zu lange...- dann wäre es in den Herbstferien wohl möglich!" Im Sommer dürften wir auch für ein paar Tage weg - der Nähe nach, aber Malin müsste sicher einmal wöchentlich in die Kontrolle kommen. Oder die Blutwerte bei einem anderen Arzt kontrollieren lassen, der dann mit dem Kispi Rücksprache nehmen würde. Pfadilager? Doch, auch das sollte vielleicht sogar machbar sein - mit den nötigen Kontrollen dazwischen und der nötigen Vorsicht... Es ist alles eine Frage von Malins Zustand und ihren Blutwerten.

 

Herbstferien - das ist doch schon mal was! Die nehmen wir! Im Sommer 2015 waren wir das letzte mal gemeinsam als Familie in den Ferien: Mit dem Zelt am Neuenburgersee - richtig schön war's und das Wetter herrlich, meistens jedenfalls: Unser Vorzelt erlitt bei einem Sturm einen Stangenbruch und wurde dadurch empfindlich gekürzt - aber das tat den coolen Ferien keinen Abbruch! Wir erinnern uns gerne daran.

2016 hat mich dann eine fiese, infizierte Zecke für längere Zeit komplett ausser Gefecht gesetzt: Hirn- und Hirnhautentzündung (FSME) und Borreliose. An Ferien war nicht zu denken - aber ich hatte grosses Glück und kam wieder auf die Beine. Nur wenige Monate später wurden wir von Malins Diagnose erschüttert.

Wir möchten nicht hadern und schon gar nicht klagen - das bringt nichts - es ist wie es ist. Wir gehen den Weg, zurück können wir nicht, eine Abkürzung gibt es nicht.

Was mich allerdings reut: Joel ist mittlerweile bereits 16 und wird verständlicherweise nicht mehr ewig lange mit uns mit in die Ferien wollen - die gemeinsamen Familienferien sind somit gezählt und das - doch - das reut mich sehr!

 

Viele aus unserem Umfeld hatten jeweils ein schlechtes Gewissen, wenn sie in die Ferien fuhren, Reisen oder Ausflüge machten und trauten uns kaum mehr, davon zu erzählen. Das mussten sie nicht. Ganz ehrlich - wir mochten es allen wirklich von Herzen gönnen. Es war überhaupt nie ein Thema - auch bei den Kindern nicht. Wir hörten Joel oder Enya nie jammern, dass sie nicht in die Ferien könnten. Derzeit ist es schlicht nicht möglich, wir sind ganz einfach in einer aussergewöhnlichen Lebenssituation, wie so manche andere auch. Punkt. Irgendwann wird auch unsere Zeit wieder kommen und wenn es soweit ist, haben wir uns etwas besonderes als Ziel gesetzt: Wenn Malin wieder ganz gesund ist, werden wir gemeinsam irgendwohin fahren oder gar fliegen, wo wir sonst nicht hin würden. Nicht an den Boden- oder den Neuenburgersee (wobei es dort eben auch sehr schön ist!) - nein etwas weiter weg - an einen uns völlig unbekannten Flecken Erde. Von denen gibt es doch noch einige und wir alle bringen immer wieder allerlei Ideen von möglichen (und unmöglichen) Reisezielen ein und sind gespannt, wo es uns - voraussichtlich im Sommer 2019 - schlussendlich hin ziehen wird. Davon träumen und planen dürfen wir ja schon.

Im Herbst gehen wir vorerst einmal der Nähe nach, an einen "zivilisierten" Ort, wie es die Ärztin ausdrückt. Das lässt sich machen! Und ein Tapetenwechsel wird uns sicherlich gut tun! Wohin? Noch keine Ahnung - wir werden es sehen.