Malin sieht richtig gut aus. Äusserlich. Herz, Lunge, Milz, Leber werden abgetastet und abgehört, alles gut. Infekte hatte sie trotz grassierender Grippewelle keine - da hatten wir richtig Glück! Ihr Blutbild allerdings bringt das positive Bild etwas ins Wanken. Die Werte der weissen und roten Blutkörperchen sowie der Blutplättchen und der Abwehr sind wie schon so oft zu tief. Die Leukozyten (weisse Blutkörperchen) sollten zwischen 2 und 3 liegen (bei einem gesunden Jugendlichen wäre der Wert mindestens dreimal höher). Mit der peroralen Chemotherapie wird die Bildung von weissen Blutkörperchen unterdrückt, der Wert sollte 3 nicht überschreiten und nicht unter 2 fallen. Die Dosis wird wöchentlich angepasst. Bei Malin fiel der Wert bereits letzte Woche auf 1,6 - und das mit der niedersten Dosierung. Es wurde nochmals reduziert in der Annahme, das Knochenmark würde sich erholen, mehr weisse Blutkörperchen produzieren und somit den Wert heben können. Und das tat es eben nicht. Die Werte sind gleich tief wie letzte Woche mit dem einen Unterschied, dass die Blutplättchen (Thrombozyten) auch noch gesunken sind. Einzig die Erithrozyten (rote Blutkörperchen) sind stabil geblieben.
Die Ärztin gibt uns eine mögliche Erklärung für diese dauernden tiefen Werte: Die hochdosierten "Chemohammer" der letzten Monate haben Malins Körper dermassen geschwächt, dass sie länger als gewöhnlich braucht, um sich davon zu erholen.
Die Onkologen beraten sich, wir warten auf die neuerliche Dosierung. Es gibt keine. Die Chemo wird für die nächste Woche ganz abgesetzt. Pause. Nächsten Dienstag wird anhand der Blutwerte der weitere Verlauf entschieden.
Der Onkopsychologe besucht uns noch im Ambizimmer, fragt nach, wie es Malin geht. Abgesehen der tiefen Blutwerte eigentlich ja ganz gut, nur der bevorstehende Klassenwechsel liegt ihr etwas schwer im Magen. Er wünscht ihr viel Glück für den Start am Montag. Das kann sie brauchen.