Heute werden wir im Labor überrascht mit der Nachricht, dass wir nach der Blutentnahme gleich weiter zum EKG und dann zum Herzultraschall müssten. Wir wussten es nicht, sie hatten vergessen uns zu informieren. Ist nicht weiter tragisch, wir sind ja sowieso hier, nun wird es halt noch ein bisschen später. Die Blutwerte sind stabil, das EKG ist in Ordnung und auch mit dem Herz ist die nette Kardiologin zufrieden. Durch die Nebenwirkungen der starken Chemo kann das Herz beeinträchtigt werden, weshalb es regelmässig sehr genau untersucht werden muss. Malin fragt die Ärztin nach der "Taschenklappe", ob man denn die sieht auf dem Bildschirm. Die Kardiologin schaut sie erstaunt an, fragt nach und ist ganz begeistert, dass Malin im Schulfach Biologie zurzeit das Herz thematisiert. Malin bekommt von ihr spontan eine Privatlektion: Dabei erklärt und zeigt sie verschiedene Einzelheiten an Malins pumpendem Herz am Bildschirm. Führt Daten auf, die ausgemessen und kontrolliert werden müssen, und deutet auf die einzelnen Bestandteile des Herzens: Den Vorhof, die Kammern, die Klappen... Malin hört und schaut interessiert zu - es ist aber auch wirklich höchst spannend!
Oben im Ambi rufen wir Enya an, damit sie weiss, dass wir später nach Hause kommen werden. Das sei schon gut, sagt sie und gibt uns gleich noch einen Auftrag: "Könntet ihr vielleicht ein paar Piktogramme fotografieren im Spital oder auf dem Heimweg?" Sie müsse für die Schule eines malen. Piktogramme hat es definitiv einige hier und Malin macht sich sogleich begeistert an die Aufgabe...
Die Assistenzärztin kommt, schleppt zwei prall gefüllte Bundesordner an Unterlagen mit. Wir schauen nach, wie der nächste Block zusammengestellt ist und wie lange er dauern wird. Malin staunt über die vielen Unterlagen und die Ärztin antwortet lachend, dass noch einmal vier gefüllte Bundesordner von Malin im Regal im Büro stünden. Da Malin einer Studie über krebserkrankte Kinder "zugehört", müssen all die Ordner während 20 Jahren archiviert werden. Sie sagt, dass wir auch mal darin blättern dürften, wenn wir denn wollten. Sechs volle Bundesordner - Malins Krankengeschichte von einem Jahr. Wir nehmen uns vor darin zu lesen - beim nächsten stationären Kurzaufenthalt im Verlauf des letzten Blocks. Viel werden wir wahrscheinlich ohnehin nicht entziffern und verstehen können. Allein schon die Therapieprotokolle sind für uns Laien recht komplex und schwierig zu lesen. Wir werden sehen.
Enya erhält eine grosse Auswahl an Piktogrammen, Malin hat ganze Arbeit geleistet. Sie entscheidet sich für jenes der Jugendherberge: Das Haus mit der schrägen Tanne daneben.