Geschafft!

Es ist der 14. Juni - wir rücken ein für die erneute Lumbalpunktion mit Chemo ins Hirnwasser, sowie die letzte intravenöse Chemo über den Port! Die LETZTE! Die Stimmung ist heiter, ja schon fast beschwingt. Alle wissen, es ist Malins besonderer Tag. Sprüche werden gemacht und Malin möchte heute die Brille bis in den OP-Raum aufbehalten mit der Begründung, sie möchte sich alle Ärzte und Anästhesisten einmal genau und deutlich anschauen können - um sie auch später wieder zu erkennen. Auch im OP-Raum ist die Stimmung locker, Malin schaut heute (mit Brille) besonders genau zu, wie alles abläuft. Und wieder beginnt sie zu zählen, während ihr das Narkosemittel langsam gespritzt wird. Aber nach der "vier" wird sie immer langsamer und schafft es - wie fast immer - lediglich bis zur undeutlichen "acht", dann kippt sie in ihr Traumland.

Die beiden Stunden in Schräglage verschläft sie fast ganz - genau so wie es eigentlich auch am einfachsten geht. Die Pflegefachfrau erzählt lachend, dass Malin im OP-Raum kurz aufgewacht, sie müde angeschaut hat und murmelte: "Ich ha vo dier träimt!" Dann schlief sie wieder tief und fest ein. Und als sie nun nachfragt, was genau sie denn träumte, schaut sie sie nur mit grossen Augen an und weiss gar nichts mehr...

 

Nach knapp 14 Monaten hat Malin es geschafft: Die Intensivchemotherapiezeit nimmt heute ein Ende! Der härtere und steilere Weg hat sie nun hinter sich, das erste grosse Etappenziel hat sie erreicht. Wir sind einfach nur unglaublich froh! Auf diesen Moment haben wir lange warten müssen. Rückschläge, Wartezeiten und Komplikationen haben den Weg für Malin erschwert, die Zeit fast um das Doppelte verlängert. Jetzt ist es also soweit und es ist ein eigenartiges, ein berührendes, ein besonderes Gefühl!

Am Ende der Intensivchemotherapie organisiert die onkologische Abteilung jeweils ein kleines, symbolisches Apéro für das Kind und dessen Familie. Schon oft haben wir den Apérowagen mit Rimuss und Chips gesehen, als er für andere Kinder bereit stand - heute ist es für Malin soweit. Padi kommt mit Enya und Malins Pfadifreundin ebenfalls ins Kispi zum Anstossen auf diesen besonderen Moment.

Malins Portnadel wird gezogen, anschliessend werden wir in den Werkraum geführt und da stehen sie: 16 Pflegefachfrauen, Lernende, Onkologen, Assistenzärzte, Psychologen. Sie alle haben Malin in den letzten Monaten medizinisch betreut und grossartig begleitet. Ich bin ergriffen, kämpfe um meine Fassung und bin grad einfach froh, dass Padi übernimmt: Er bedankt sich bei allen Anwesenden für ihre stets kompetente, herzliche und positive Art, unsere Malin auf ihrem Weg zu unterstützen und sich so gut um sie zu kümmern. Wir sind einfach froh um sie alle, sind ihnen von Herzen dankbar für alles!

Wir als Eltern konnten lediglich den Weg unterstützend mitgehen - im Vertrauen darauf, dass er in die richtige Richtung führen möge.

Die Onkologin bezeichnet Malin als "Heldin", sie hatte einen besonders harten Therapieverlauf, hat nun einen stotzigen und schwierigen Wegabschnitt bis hier hin geschafft! Sie habe es so tapfer getragen und ertragen und ihr Lächeln und ihre positive Art dabei nie verloren. 

Wie recht sie hat! Malin wurde alles abverlangt - heute stossen wir auf unsere "Heldin" an! Ein Gruppenfoto wird gemacht - Malin umrahmt mit uns allen anderen - und zu ihrer Überraschung wird ihr das Bild schon ein paar Minuten später eingerahmt und mit allen Unterschriften geziert als Andenken überreicht. Ausserdem darf sie sich eine besondere Mutperle für "Therapieende" der Intensivchemo aussuchen - es ist ein Schutzengel.

Die grosse Etappe ist geschafft! Was jetzt noch kommt, ist - Zitat des Onkologen - "wohl der reinste Spaziergang für dich!"