Rheintal

Es ist eine zwangsläufig kurzfristige Entscheidung, doch noch ans Fest zu gehen. Malins Blutwerte sind positiv angestiegen, die Übelkeit und Müdigkeit zwar da, aber in einem für sie erträglichen Ausmass und das Wetter ist sonnig und warm. Das Familienfest seitens Grosspapi wird also draussen im grossen Garten stattfinden. Seit die Urgrosseltern nicht mehr leben, trifft man sich leider nur noch an Beerdigungen - ein trostloser Gedanke, dem man Abhilfe schaffen wollte. Kurzerhand wurde ein Familientreffen organisiert und rund 70 Personen jeden Alters kommen der Einladung nach. Fast ausnahmslos alle sind da - Tanten und Onkeln, Cousinen und Cousins mit ihren Kindern - von überall her haben sie den zum Teil weiten Weg ins St.Galler Rheintal auf sich genommen.

Auch unsere Anfahrt ist lang, knapp zwei Stunden sind wir unterwegs, so lange wie schon seit vielen Monaten nicht mehr. Joels Laune sinkt mit jedem Kilometer, was er Enya spüren lässt und auch Malins Übelkeit nimmt während der Fahrt zu. Frühere Verhaltensmuster unseres Trios sind wieder klar erkennbar: Im hinteren linken Autobereich wird lautstark über Kleinigkeiten gestritten, derweil in der vorderen Hälfte gute Nerven gefragt sind. Da kommen Erinnerungen an alte Zeiten hoch. Als hätte es die letzten 14 Monate gar nicht gegeben... 

 

Der alte Brunnen im Garten dient als Getränkekühler, unter der grossen alten Trauerweide stehen Tische und Bänke (so wie früher, als wir noch Kinder waren) und ein zusätzliches Zelt spendet Schatten. Im "Brennhüsli", der früheren Mosterei und Brennerei, steht ein üppiges Buffet mit allerlei Leckereien. Die Jungs jonglieren mit dem Ball und verschwinden zwischendurch im "WM-Stübli", einem Gartenhaus mit grossem Bildschirm und allem was es für Fussballbegeisterte braucht (Joels Laune hebt sich merklich an). Die Mädels spielen "Kubb" und erfreuen sich an den vielen anwesenden Hunden, die sie spazieren führen dürfen. Und da steht noch der grosse "heisse Draht", den ein Onkel angefertigt hatte und nun der ganze Tag im Einsatz ist. Eine besonders ruhige Hand und gute Nerven sind gefragt: Ziel ist es, mit der Metallschlaufe dem grosszügig gebogenen Rohr entlang zu fahren, ohne dasselbe zu berühren. Denn bei jedem Kontakt leuchtet das orange Lämpli auf - und falls einer unter Sehschwäche leiden sollte, wird er spätestens vom grellen Piepton akustisch verraten. Die Zeit wird exakt gemessen, was die Spannung noch erhöht und manchmal den Atem stocken lässt... Drei Versuche hat jeder, ob gross oder klein. Als Preis winkt tatsächlich eine Übernachtung auf dem Bürgenstock! Der Kampf ist lanciert, Eifer und Ehrgeiz gross, alle versuchen wir unser Glück. Die Zuschauer motivieren, spornen an und applaudieren. Wir Innerschweizer bleiben chancenlos, obschon für kurze Zeit in Führung liegend. Der Gewinn geht wohlverdient an die Ostschweiz - wir gratulieren! 

Müde kommen wir am Abend nach Hause. Allen voran für Malin war der Tag anstrengend und die erneuten Bauchschmerzen, sowie die Schmerzen an den Beinen holen sie wieder ein. Aber trotz allem - schön war's, die ganze Familie wieder einmal an einem erfreulichen Anlass zu sehen - danke den Organisatoren und all den helfenden Händen!