Lichtblick

Während der Intensivchemozeit gab uns die Onkologin die Empfehlung, auf sämtliche Komplementärmedizin in oraler Form zu verzichten. Wir hielten uns daran, wollten nicht Unvorhergesehenes oder gar Wechselwirkungen provozieren beziehungsweise riskieren. Ich muss zugeben, manchmal fiel es uns auch schwer, hatten wir doch gerade mit der Homöopathie schon erstaunlich gute Erfahrungen machen dürfen. Viele Kräuter und Blumen besitzen bekanntlich besonders heilsame Kräfte. Unsere Grossmütter und Urgrossmütter wüssten bestimmt die meisten ganz viel darüber zu erzählen. Erinnerungen an Grosis selber hergestellten Ringelblumen- und Johanniskrautsalben, die sie mir immer wieder mit gab als sie noch lebte, kommen auf. Und oft denke ich: Wie gerne würde ich sie zu einem Kafi einladen und sie um Rat und gute Tipps fragen! 

 

Malin wird von ihrer Osteopathin seit Monaten eng begleitet, auch haben wir unser Haus auf Wasseradern testen lassen und abgeschirmt. Wir massierten ihre Füsse gezielt und drehen täglich ihre Energiebahnen ein. Und dann kommt wohl das positive Denken dazu: Nicht aufzugeben - weiter zu gehen - bis hin zum Gipfel! Immer gelang uns das freilich nicht, aber wir versuchten stets, den traurigen Moment wieder ins Zuversichtliche zu drehen. Es kommt gut!

 

Jetzt ist die intravenöse Therapie abgeschlossen und wir kriegen grünes Licht bezüglich Komplementärmedizin. Ich mache mich auf die Suche, forste im Internet nach und telefoniere mich durch. Entweder rät mir mein Bauchgefühl ab oder die Homöopathen und Komplementärmediziner selber weisen mich weiter, da sie sich zu wenig versiert fühlen, Malin parallel zur peroralen Chemo zu begleiten. Ich bin froh um ihre Offenheit.

Und dann - dank der Mama eines onkologischen Mädchens erfahre ich von einer Ärztin, die sowohl in schulmedizinischer als auch in komplementärmedizinischer Richtung breit gefächert ausgebildet ist: Integrative Medizin nennt sich das. Ein Lichtblick - nur: Sie hat ihre Praxis nicht gerade in der Nähe und sie nimmt seit April keine neuen Patienten mehr auf... 

Ich versuche es trotzdem, schreibe ihr zusammengefasst Malins Krankengeschichte und hoffe, dass sie doch noch eine Ausnahme machen würde.

Das tut sie und ich freue ich mich ungemein, als sie tatsächlich bei uns anruft, uns ihre Hilfe zusagt und einen Termin am Samstag anbietet! Ansonsten hätte sie erst im August wieder einen Termin frei... Wir nehmen dankbar an - egal wann - egal wo - wir kommen!

 

Nun sind wir unterwegs zu ihr zu einem Erstgespräch - mit dem Dampfschiff! Enya hat heute ihr Biketraining, Joel sein Fussballtraining. Er erklärt sich bereit, auf Enya zu schauen, mit ihr z'Mittag zu essen und sie nachher zur rechten Zeit in die Pfadi zu schicken.

Das Gespräch ist durchwegs positiv und sehr eindrücklich - sie sagt, sie mache eine Ausnahme und Malin sei ihre definitiv letzte neue Patientin. Was für ein Glück - und als wir gut zwei Stunden später wieder aus der Praxis treten, haben wir alle drei das gute Gefühl, die richtige zusätzliche Begleitung für Malins zweite Therapieetappe gefunden zu haben! Ein Lichtblick, der gut tut!

 

Die Schifffahrt ist richtig schön. Wir geniessen sie in vollen Zügen, es kommen schon fast Feriengefühle auf... und gerade zur rechten Zeit sind wir wieder zurück für den  Vorlagergottesdienst von Pfadi und Wölfli. Ganz zum Schluss werden wir aufgefordert, unsere Wünsche für unsere Kinder auf Zettel zu schreiben, damit sie anschliessend allesamt an einen übergrossen Ballon gebunden und hinauf in den Himmel geschickt werden können. Ich schreibe meinen Wunsch auf - Padi schreibt mir abgewandt den seinen. Dann schaut er ungläubig auf meinen Zettel und streckt mir wortlos seinen hin. Wir stellen überrascht fest, dass fast wortwörtlich das selbe drauf steht... das kann ja nur gut kommen! Alle versammeln wir uns draussen und schauen staunend dem grossen gelben Ballon nach, der mit den vielen guten Wünschen dran in schnellem Tempo himmelwärts davon fliegt...