Examentag. Malin hat sich schlussendlich doch entschieden, versuchsweise am Examen im Fach Deutsch teilzunehmen. Zuerst wollte sie entschieden nicht, sie war seit mehr als einem Jahr nie mehr im Deutschunterricht, hatte weder die Literatur gelesen noch die Grammatik des ersten Schuljahres noch präsent. Sie hatte ganz einfach Angst, vor den Examinatoren zu stehen und überhaupt nichts zu wissen, was ich durchaus nachvollziehen kann. Die Deutschlehrerin und auch wir ermuntern sie trotzdem dazu. Was kann sie verlieren? Das Examen zählt nicht, sie kann es als Testdurchlauf - ob gelungen oder auch nicht - einordnen und dann einfach abhaken.
Also liest sie seit ein paar Tagen wieder in ihrem Buch "Krabat" und büffelt Grammatik - grad so, wie es halt für sie geht. Ich glaube, es tut ihr ganz gut und sie stellt beruhigt fest, dass doch das eine und andere vom letzten Jahr "hängen" geblieben ist, merkt aber auch, dass ihr das Lernen schwerer fällt. Ist ja auch kein Wunder, schliesslich wurde ihr Gehirn über ein Jahr lang zwangsläufig von jeglichem Schulstoff "verschont" - da kann man kaum erwarten, dass es auf Knopfdruck wieder voll leistungsfähig aufnimmt und abspeichert wie zuvor. Aber das wird schon wieder - daran zweifle ich keinen Moment - es braucht einfach seine Zeit.
Das anfängliche Unbehagen vor dem Examen wird von Malins typischen Gelassenheit verdrängt, gut so - um 11.00 ist sie an der Reihe. "Wie ist es dir gegangen?" fragen wir sie am Mittag. "Kei Ahnig!" sagt sie lachend, es ist ihr auch egal. Aber sie ist froh, dass sie ihren Testdurchlauf gemacht hat. Für das nächste Jahr weiss sie nun, wie das Ganze abläuft und was auf sie zukommen wird. Ziel erreicht, wieder eine Hürde übersprungen.