Die Nacht ist streng - sie leidet - wir salben, spülen, tupfen... Die Hörspiele werden wieder aktiviert, sie hört zu, nickt ein, wacht durch die Schmerzen wieder auf und hört weiter zu. Bis zum Morgen. Aber dann schläft sie doch noch tief und fest ein. Im Gegensatz zum Herpes: Der hat weiter gewütet, hat sich über beide Wangen bis zu den Augen verbreitet. Das linke Auge ist geschwollen. Ich komme nicht umhin, das Kispi anzurufen. Wir wissen beide, dass sie Malin wahrscheinlich sehen möchten. Wir haben Recht - also los geht's. Doch dann werden wir etwas überrumpelt, denn schon nach fünf Minuten steht fest: Malin muss für mindestens drei Tage stationär bleiben. Das Virus muss intravenös behandelt werden. Ausserdem wird sofort ein Termin in der Augenklinik vereinbart in der Hoffnung, dass wenigstens die Augen nicht infiziert sind. Das wäre gefährlich.
Malin liegt reglos im Bett, sagt kein Ton mehr. Die Pflegefachfrau schaut sie mitfühlend an und bringt es unverblümt direkt auf den Punkt: "Du bist so ruhig... hast den Anschiss?" Die Antwort fällt knapp aus. "Ja."
Da gibt es nichts schön zu reden. Anstatt mit ihren Kollegen im Lager zu sein, liegt sie wieder stationär auf der Onkostation. Das ist definitiv frustrierend. Ausserdem ist sie kontaktisoliert - sie darf keinen Besuch empfangen. Alle, die Malins Zimmer betreten, werden mit einem schicken Schutzanzug sowie Mundschutz ausgestattet. Auch die Reinigungskraft, die Ärzte und der Psychologe ziehen die Anzüge an und der Spitalclown, dem ich im Gang begegne, darf schon gar nicht zu Malin. Dabei würde gerade er ihr sicher gut tun!
Die Augenärztin ist zufrieden, die Augen sind nicht vom Herpesvirus befallen. Wir sind erleichtert und auch Malin hat den ersten Frust verdaut und beginnt wieder zu reden.
Am Abend besucht uns Padi, bringt Pyjama, Zahnbürste und Ersatzkleider für die nächsten Tage mit. Dazu - schon fast traditionsgemäss - zwei Menüs vom Asiaten. Das Essen schmeckt lecker und hebt die Stimmung ein bisschen an. Zu dritt schauen wir den Fussballmatch - eigentlich mehr Padi zuliebe. Aber das ist schon gut so. Wir werden in den nächsten Tagen noch genügend Zeit für sämtliches TV-Programm haben. Am Ende werden wir wohl stattdessen doch wieder Karten spielen - und reden.