Unbestritten - im Moment ist es schon ziemlich hart, in diesem Zimmer fest zu sitzen und in die Sonne zu schauen. Schönstes Sommerwetter - ich mag es den Lagerkindern und auch allen anderen gönnen, für uns jedoch wünschte ich mir ein kleines Zwischentief - es darf ja auch nur ein schmaler Regenstreifen rund ums Kispi sein - würde vollauf genügen. Zu wissen, dass der Rotsee nur eine Spazierganglänge weit weg ist, macht die Situation auch nicht besser. Ich mache der Ärztin den Vorschlag, wir könnten ja... nur so eine kurze Runde an den See um den Ruderern beim Weltcupfinal zuzuschauen... Es ist mir völlig klar, dass dies nicht geht, noch dazu mit "Kari" im Schlepptau, aber sie schaut mich mit grossen Augen an, bis sie merkt, dass ich es nicht ganz so ernst gemeint habe.
Es fühlt sich fast ein bisschen an als wäre man eingesperrt - Türen und Fenster müssen IMMER geschlossen sein - isoliert eben. Wir fragen uns beide, wie wir das monatelang so ausgehalten haben. Man gewöhnt sich daran - und wir wissen, alle hier geben ihr Bestes um Malin zu helfen und sie möglichst gut zu betreuen. Wir sind sehr froh drum und äusserst dankbar dafür!
Die Ärzte haben nebst dem Virus noch ein Bakterium entdeckt, das nun ebenfalls intravenös mit Antibiotika behandelt werden muss. Die drei Tage werden mittlerweile auf fünf Tage verlängert, Malin bleibt ungerührt. Sie hat sich wohl damit abgefunden und sogar ihr Humor blitzt hie und da wieder auf.
Wir spielen Rummikub - ich bin und bleibe chancenlos. Beim Ligretto allerdings kann ich auch mithalten. Der Psychologe kommt vorbei und spielt eine Runde mit. Und zwischendurch hören wir Musik und machen dazu einige Physioübungen. Malin wird sogar wieder übermütig und tanzt mit ihren Infusionsschläuchen wippend um "Kari" - es sieht richtig komisch aus, wir müssen beide laut lachen. Ja, sie kann wieder lachen. Noch nicht ganz entspannt, aber immerhin. Die Schmerzen, der starke Juckreiz und das Brennen im Gesicht haben spürbar nachgelassen. Es ist zwar noch geschwollen und gerötet, aber es sieht schon viel besser aus!
Am Abend kommt unser flotter Pizzakurier (Padi) und bleibt auch gleich zum z'Nacht und über Nacht. Zusammen schauen wir uns einen Film an, bevor ich dann ziemlich spät nach Hause fahre.
Fahren möchte. Ich weiss noch, es waren 56 freie Parkplätze angezeigt an der Leuchttafel - Malin hatte sich nur um acht Parkplätze verschätzt - ein Glanzresultat. Gut - aber WO genau habe ich das Auto nun schon wieder abgestellt vor drei Tagen? Also laufe ich los und drücke fortwährend auf meinen rettenden Autoschlüssel: Es blinkt irgendwo ganz hinten in der Ecke der zweiten Parkebene auf. Genau, jetzt fällt es mir auch wieder ein...