So, heute sind die fünf Tage um. Malin sieht wieder richtig gut aus. Es ist kaum zu glauben - wenn ich daran denke, wie sie noch vor fünf Tagen ausgesehen hat - fast das ganze Gesicht voller Herpes. Jetzt sieht man nichts mehr! Es scheint wie weggezaubert...
Wir verbringen fast den halben Morgen in der Augenklinik zur Nachkontrolle. Der Befund ist gut, die Augen sind zum Glück nach wie vor nicht vom Herpes befallen. Zurück im Kispi beginne schon mal ein paar Sachen zu packen, damit es nachher rassiger geht.
Die nette, aufgestellte Pflegefachfrau kommt zur Tür herein - scheint bedrückt. Sie schaut uns ungewohnt ernst an und sagt: "Es tut mir so leid - aber du darfst noch nicht nach Hause. Die Ärzte meinen, du müsstest noch zwei weitere Tage die antivirale Therapie per Infusion erhalten..." Sie traute es uns kaum zu sagen, weil sie weiss, dass ich gedanklich schon fast zu Hause und Malin im Lager ist... Und man sieht ihr an, dass es ihr wahnsinnig leid tut.
Die Ärztin kommt auch noch, erklärt und begründet noch dazu. Kein Trost - was sollen wir sagen? Malin ist frustriert, ich bin frustriert. Plan D fällt nun auch ins Wasser... Das Lager ist nun endgültig Geschichte.
Der Psychologe versucht uns etwas aufzuheitern, mit mässigem Erfolg. Es ist und bleibt einfach blöd! Er verspricht Malin, einige Filme mitzubringen, vielleicht findet sie einen darunter, der ihr gefällt.
Nach dem Mittagessen kommt der Chefarzt und schaut Malin selber auch noch an - und zu unserer Überraschung sagt er: "Du siehst ja wieder super aus - so darfst du nach Hause!"
Wir sind einen Moment fassungslos und gucken wahrscheinlich ziemlich dumm aus der Wäsche. "Was? Jetzt gleich? Heute?" "Nicht jetzt gleich, du musst ja noch den Infusionsständer loskriegen, sonst müssten wir wohl ein Depot dafür verlangen...," sagt er schmunzelnd, "aber ja - heute!"
Die Pflegefachfrau kann es auch kaum glauben, als ich ihr im Gang zurufe: "Wir dürfen nach Hause!" Sie schaut uns ungläubig an. "Wollt ihr mich jetzt verarschen?" Nein, sicher nicht! An unseren strahlenden Gesichtern sieht sie wohl, dass es absolut ernst gemeint ist. Sie freut sich mit uns.
Bis wir schlussendlich nach Hause können, ist seitens der Pflege noch einiges zu tun und zu organisieren. Macht nichts. Malin trifft auf dem Gang zwei ihr bekannte Mädchen an und spielt mit ihnen ein paar Runden Ligretto. Alle drei tragen sie ihren Mundschutz und sind an ihren "Karis" angehängt. Sie haben es lustig zusammen und die Wartezeit scheint so nur noch halb so lang. Ich wechsle ein paar Worte mit den Mamis, spiele mit den Mädels eine Runde Ligretto mit, bevor ich dann endgültig die Taschen packen gehe. Unverhofft geht's heute doch noch nach Hause! Plan D wird wieder aus dem Wasser gefischt...