Es ist ein Teufelskreis, den man kaum schafft zu durchbrechen...
Die Menge an starken und hochdosierten Medikamenten, Infusionen, Zytostatikas, die Malin in den letzten 15 Monaten intravenös erhielt oder in oraler Form einnehmen musste, ist enorm! Sie hat sich schon gefragt, wie viele Gutterli angehängt wurden, wie viele Tabletten und Kapseln sie schon geschluckt hat - es werden in der Zwischenzeit mehrere Tausend gewesen sein...
Die starke Chemotherapie griff an - aber nicht nur die Krebszellen! Verschiedene Organe, sowie die Knochen wurden und werden in Mitleidenschaft gezogen. Dazu kamen die starken Nebenwirkungen, die ebenfalls medikamentös behandelt werden mussten. Malins Tagesration an Medikamenten ist dadurch weiter "angewachsen"... (das obige Bild ist von dieser Woche, darauf fehlen noch die beiden Medikamente in flüssiger Form sowie die Chemotabletten selber, da die separat gegeben werden müssen)
Diverse Untersuche und Kontrollen der letzten beiden Wochen haben aufgezeigt, wo in ihrem Körper durch den Kampf gegen den Krebs noch zusätzliche "Baustellen" entstanden sind. Es ist ernüchternd.
Das rechte Auge erholt sich mit der Zeit, die Netzhautblutung bildet sich langsam aber stetig zurück, das Sehvermögen wird besser. Das Gehör funktioniert einwandfrei, das Herz ist glücklicherweise ebenfalls in Ordnung, ebenso ergaben die Hirnstrommessungen einen guten Befund. Wir sind glücklich über jede positive Rückmeldung!
Aber eben - da ist die Schilddrüse, die nicht richtig funktioniert und medikamentös unterstützt werden muss. Auch beim Pankreas (Bauchspeicheldrüse) sind durch die damals starke Entzündung irreparable Schäden entstanden, so dass seine Funktion vermindert ist - und bleiben wird. Die Fett- und damit auch die Vitaminaufnahme (der fettlöslichen Vitamine) ist dadurch nicht mehr gewährleistet. Damit es nicht zu schweren Mangelerscheinungen kommt, muss Malin dafür zu jeder Hauptmahlzeit weitere Medikamente und Vitaminpräparate schlucken und dies - so wie es im Moment aussieht - ihr Leben lang.
Die Nieren haben ebenfalls arg gelitten, gerieten wohl oft hart an die Grenzen der Belastbarkeit... ist ja auch kein Wunder! Der Creatininwert ist deswegen regelmässig zu hoch. Die Nieren können sich teilweise erholen, aber nicht mehr vollumfänglich - die Werte werden wohl auch in Zukunft erhöht sein, müssen regelmässig kontrolliert werden.
Und da sind noch die Knochen. Durch das MRI wurde ersichtlich, dass Malins Beinschmerzen nicht (nur) muskulär bedingt sind. Ihre Knochen wurden durch die starken Medikamente, allen voran das hochdosierte Cortison, angegriffen und geschädigt. Dies kann solche Schmerzen auslösen, sagt die Onkologin. Mittlerweile hat Malin nur schon Mühe vom Stuhl aufzustehen und auch ihre Gangart hat sich verändert: Um die Beine möglichst zu entlasten und dem Schmerz auszuweichen, läuft sie mittlerweile in einem "Schongang", der Oberkörper leicht gebeugt, die Knie kaum angewinkelt, dafür mit den Hüften leicht hin und her wankend.
Malin wird nun den nächsten Spezialisten (Orthopäde und Rheumatologe) zugewiesen - wir hoffen weiter auf Besserung - sie ist doch erst 14!
"Wir müssen abschätzen, was das kleinere Übel ist", sagte die Onkologin einst, als ich sie auf ein Medikament ansprach, das zwar das Herpesvirus bekämpft und in Schach hält, aber eben auch die Nieren angreift. Während der Intensivchemotherapie musste Malin es prophylaktisch über ein Jahr lang einnehmen, weil ihr Körper die Kraft nicht gehabt hätte, gegen das Virus anzukämpfen. Kaum wurde das Medikament nun abgesetzt (zur Entlastung der Nieren), breitete sich das Herpesvirus innert Kürze wieder massiv aus - es kam zum gefährlichen "Superinfekt" (Virus und Bakterien) und musste stationär behandelt werden.
Jetzt nimmt sie wieder prophylaktisch die Medikamente, dreimal täglich. Und die Nieren?
Man kann es wenden wie man will, es ist und bleibt ein Teufelskreis... das eine Medi hilft dem einen Organ, schwächt dafür das andere. Die Zoladexspritze (Hormonspritze) schützt beispielsweise die Eierstöcke vor der zerstörenden Chemo, schädigt aber gleichzeitig die Knochen, was längerfristig zu Osteoporose führt... Was nun? Was IST das kleinere Übel?
Darauf findet man keine Antworten...