Pfadilagertage!

Der innere Kampf ist lanciert: Da ist einerseits die Vernunft - sie erinnert uns schonungslos daran, dass es keine Woche her ist, seit Malin angeschlossen an verschiedenen Infusionen - kontaktisoliert in ihrem Spitalzimmer lag. Man durfte nur mit Schutzmantel und Mundschutz zu ihr.

Und jetzt? Was nun folgt ist ein absolutes Kontrastprogramm: Das Pfadilager findet nicht etwa in einem Lagerhaus statt, sondern in ziemlich gut gefüllten Zelten. Gekocht wird im Kessi über dem Feuer, das Wasser ist allgemein spärlich vorhanden, ganz zu schweigen von der Hygiene... Pfadilager eben - das muss so sein. Aber für Malin in ihrem jetzigen Zustand? Gehen wir ein zu grosses Risiko ein? Ist das überhaupt zu verantworten? Schliesslich wurde sie erst gestern aus dem Spital entlassen, muss noch diverse Medikamente zu verschiedenen Zeiten einnehmen und ihre Beine schmerzen nach wie vor sehr. Gegenüber den Ärzten haben wir das Pfadilager kaum mehr erwähnt, auch weil wir befürchteten, dass sie uns davon abraten würden...

 

Aber da ist Malin, die unbedingt ins Lager gehen will. Es ist IHR erklärtes Ziel, ihre Motivation - schon seit so langer Zeit! Viel vom Lager bleibt ihr nun nicht mehr, auch damit hat sie sich abgefunden, aber ihr diese beiden Tage auch noch zu nehmen, bringen wir nicht übers Herz. Unser beider Bauchgefühl meint, Malin braucht genau das - jetzt - diese eine kurze Auszeit!

Es ist ein Gerangel zwischen Kopf und Bauch, zwischen Vernunft und Herz...

 

Bauch und Herz gewinnen. Wir packen.

 

Die verschiedenen Medikamente fülle ich tageweise in angeschriebene Behälter ab, wir packen zusätzlich Desinfektionsmittel sowie Einweggeschirr und mehrere PET-Flaschen mit Trinkwasser ein. 

Am späten Nachmittag treffen wir auf der Waldlichtung ein, sehen schon von weitem die Zelte und die herum rennenden Pfädeler auf der grossen Wiese. Sie machen gerade ein Fightgame. Als Malin aus dem Auto steigt, hören wir sie im Sprechchor rufen: "Hallo Malin!"

Auch Enya kommt zur Begrüssung angerannt. Joel zeigt uns den grosszügigen Platz mit den verschiedenen Zelten und den mit Plachen konstruierte Bau inklusive Vordach. Sie haben ganze Arbeit geleistet!

Malin wird ihr Schlafplatz gezeigt, wir helfen noch kurz beim Einrichten, bevor wir uns wieder verabschieden und losfahren. Padi und ich haben eine Unterkunft in Rapperswil gefunden, so wären wir notfalls schnell auf dem Lagerplatz. Wir fahren mit gemischten Gefühlen ab - aber doch mit der nötigen Zuversicht, dass alles gut geht. Es muss einfach.