Malin fragt sicherheitshalber noch eine zweite Onkologin, ob es denn tatsächlich so sei, dass sie alles essen und überall ohne Mundschutz unterwegs sein dürfe? Sie kann es noch immer fast nicht glauben. Die Onkologin bestätigt - sie darf - macht aber doch noch eine kleine Einschränkung: "Da wir ja wissen, dass du die Tendenz hast, jegliche Nebenwirkungen und Komplikationen zu "sammeln", wäre ich froh, wenn du den Mundschutz im Spital und auf dem Spitalareal trotzdem weiterhin tragen würdest! Hier sind einfach zu viele kranke Menschen und wir wollen ja nichts unnötig riskieren." Klingt einleuchtend und für Malin ist das noch das kleinste Übel. Sie freut sich auf möglichst unbeschwerte Tage - das heisse, sonnige Sommerwetter trägt das seine dazu bei.
Fast jeden Tag gehen wir am späten Nachmittag mit Picknick und Schwimmzeug an den See und es kommt uns fast ein bisschen wie in den Ferien vor, so schön ist es hier! Meistens treffen wir noch befreundete Familien an - es passt allen. Die Mädels lieben das Wasser und sind kaum mehr heraus zu kriegen. Bei Malin spielt allerdings noch ein anderer Grund mit: Im Wasser spürt sie die Schmerzen weniger, ausserdem hat sie grosse Mühe, ins und wieder aus dem Wasser zu kommen. Ohne Hilfe geht es fast nicht, deshalb bleibt sie einfach noch etwas länger im See als sonst schon, damit sich ihr Krampf wenigstens lohnt, meint sie trocken...
Unsere beiden grossen Bett-Luftmatratzen sind fast im Dauerbetrieb, Freundinnen der Mädels übernachten bei uns und mein Gottenmeitli kommt für eine Woche in die Ferien. Das Haus ist voller Leben, das gefällt mir - und den Mädchen sowieso. Sie backen Kuchen, basteln, knüpfen Freundschaftsbändeli, hören dabei lautstark Musik und singen gar noch lauter mit dazu...
Da wir gestern Abend einen anscheinend durstigen Igel im Garten gefunden haben, werden kurzerhand alle auffindbaren flachen Gefässe inklusive Frisbee mit frischem Wasser gefüllt und überall ums Haus und im Garten verteilt. Padi findet noch ein paar Nacktschnecken, die er dem Igel zur Stärkung hinlegt. Jeden Tag halten wir nun Ausschau nach ihm und die Mädchen hoffen auf Igelnachwuchs, denn: Vor drei Jahren war die Überraschung perfekt, als Malin die Tür zum Garten öffnete und dann fast auf ein kleines stacheliges rundes Etwas trat! Schlussendlich spazierten sieben junge Igel und deren Mama vor unserem Ausgang herum auf der Suche nach Nahrung und Wasser. Sie hatten "ihr" Heim in unserem Holzschopf eingerichtet. Wir waren alle aus dem Häuschen vor Freude! Enya schrieb ein Plakat "Achtung junge Igel!" mit passender Zeichnung und klebte es prominent an die Tür. Die Kinder gruben den halben Garten nach Würmern und Schnecken um und stellten dazu immer wieder Schälchen mit Wasser hin. Dass der Schopf nachher voller Flöhe war - na ja, das war dann allerdings etwas weniger erfreulich...
Jetzt hoffen sie natürlich auf eine solche Wiederholung, wir werden sehen.
Ferien zu Hause - können genau so schön und spannend sein. Wir geniessen es, sind dankbar dafür. Denn vor einem Jahr verbrachten wir fast die ganzen Ferien im Spital...