Spagat

Die Tage in Klosters haben uns richtig gut getan! Im letzten Jahr waren wir als Familie oft zweigeteilt, die einen im Spital, die anderen zu Hause - die einen sportlich unterwegs, die anderen im "Schongang". Die richtige Balance zu finden und den Familienzusammenhalt nicht zu verlieren war nicht immer einfach. Familienerlebnisse zu fünft wurden zu einer Seltenheit. Jetzt hatten wir ganze sechs Tage Zeit als Familie - wie freute ich mich darauf! 

 

Im Moment ist allerdings der Spagat zwischen gesunden und eben noch nicht ganz gesunden Kindern gross, die Kluft scheint breit. Auf der einen Seite Enya und Joel - beide sehr sportlich unterwegs, beide aktiv und bewegungsfreudig. Auf der anderen Seite Malin - sie kann kaum mehr gehen, jeder Schritt ist trotz Medikamenten mit Schmerzen verbunden. Die einen schnell unterfordert, die anderen überfordert. Als Familie gemeinsame Sachen zu unternehmen, erweist sich als schwierig, wir kommen an Grenzen. Ein zu ehrgeiziges Ziel?

Wanderungen, Velotouren, klettern, biken... das alles ist nicht möglich. 

Wir suchten für die Tage in Klosters nach Möglichkeiten, die für alle irgendwie passen und machbar sein könnten: Wir spielten Minigolf, fuhren mit der Madrisabahn zum Öpfusee und machten dort eine Kneipprunde, mieteten auf der Rineralp Trottis und sausten den Berg herunter. In Davos versuchten wir aus dem Adventure Room frei zu kommen, indem wir unter Zeitdruck erfolgreich etliche Rätsel lösten und Schlösser knackten. Jeder konnte das seine dazu beitragen, zusammen schafften wir es (locker) vor Ablauf der Zeit!

Wir gingen baden im idyllischen Bergsee, picknickten im Grünen, kochten zusammen z'Nacht, drückten den Schweizer Leichtathleten an der EM mitfiebernd die Daumen und liessen die Abende mit Spielen ausklingen...

Viele schöne Momente, die gut taten. Und trotzdem - die Tage waren auch "gespickt" mit weniger entspannten Momenten. Sich nach so langer Zeit wieder zusammen zu finden, ist gar nicht so einfach. Erst recht nicht, wenn die Pubertät eine zentrale Rolle mitspielt. Die macht nämlich keine Ferien - und drückte immer mal wieder voll Gas durch. Das war manchmal nervenaufreibend - und anstrengend. Was haben wir erwartet? Einfach da anknüpfen zu können, wo wir vor drei Jahren bei unseren letzten Familienferien waren? Das funktioniert nicht. Kann es auch gar nicht. Wir alle haben uns weiter entwickelt in dieser Zeit, was nur schon optisch unübersehbar ist. Die Bedürfnisse haben sich verändert - und dies in verschiedene Richtungen. Es kam zu einigen intensiven aber guten Gesprächen, aber auch zu hitzigen Diskussionen. Doch genau die liessen uns letztendlich näher zusammen rücken und das gegenseitige Verständnis nahm wieder zu.

Es IST nicht einfach, weder für Malin, die den Weg gehen muss - noch für ihre Geschwister, die so manches mal ungewollt zurück stehen müssen, weil unser ganzer Familienalltag um Malins Genesung "büschelet" wird. Padi und ich versuchen, allen dreien irgendwie gerecht zu werden. Immer gelingt uns das wohl leider nicht. Der Spagat ist im Moment gross und die Kluft breit. Aber wir sind da, wenn Hilfe und Unterstützung gebraucht werden und versuchen, neue Brücken zu bauen und bestehende zu stärken - und dies mit ganzer Kraft und mit viel Herz!