Heute ist Enyas grosser Tag: Der Schweizer Final des UBS-Kids-Cup im Stadion Letzigrund in Zürich. Da, wo vor zwei Tagen die grossen Leichtathletikstars starteten und ihr Bestes gaben, steht nun sie mit noch vielen andern Kindern. Jeder Kanton ist vertreten mit je einem Kind aus jeder Kategorie. Enya hat sich mit ihrem Sieg im Kantonalfinal dafür qualifizieren können, vertritt Nid- und Obwalden, so wie letztes Jahr auch schon. Unsere Stimmung ist trotz Regenwetter gelöst und gut - ganz im Gegensatz zum letzten Jahr.
Enya hatte an jenem Tag Geburtstag und darum nahmen wir uns vor, sie gemeinsam nach Zürich zu begleiten. Einen Tag für und mit Enya - und auch für uns. Eine Freundin von uns löste Padi am Morgen im Spital ab. Malin ging es damals nicht gut. Unsere Anspannung und die Angst drückten, begleiteten uns hartnäckig überall hin - auch nach Zürich. Keine Chance, sie abzuschütteln. Dazu kam dieses zwiespältige nagende Gefühl, eigentlich bei Malin im Spital sein zu wollen - aber auch da mit Enya in Zürich...
Über Wochen wechselten wir uns immer ab, im Kispi bei Malin oder zu Hause bei Joel und Enya und so war dies seit langem auch wieder ein Tag, den wir beide gemeinsam verbringen konnten. Aber wir schafften es nicht. Die ständige Anspannung der letzten Wochen, diese quälende Angst kamen uns in die Quere und so reagierten wir auf unwichtige Kleinigkeiten gereizt, überempfindlich und emotional. Eine Summe dummer Missverständnisse zwischen uns führte letztendlich dazu, dass wir uns wortlos, konsequent und erfolgreich den ganzen Tag aus dem Weg gingen. Es hatte ja genügend Platz im Stadion - es wurde ein Tag zum Vergessen...
Damals überfielen mich ganz plötzlich ernsthafte Zweifel. Schaffen wir diesen Weg? KÖNNEN wir den überhaupt zusammen schaffen oder zerbrechen wir daran? Ist es nun einfach zu viel...?
Es war ein beklemmendes, schmerzhaftes Gefühl - noch eines mehr - und es machte unglaublich traurig. Was für ein Geburtstag - es tat mir richtig leid für Enya...
Ein Jahr später - wir haben es gemeinsam wieder gepackt, die richtige Kurve erwischt, haben uns aufgerappelt, uns gegenseitig geholfen dabei. Und heute erhalten wir eine zweite Chance, diesem Finaltag einen positiven Stempel aufzudrücken. Malin ist diesmal auch mit dabei!
Enya ist erwartungsgemäss nicht in der vorderen Hälfte des Klassements, aber das ist sowas von egal. Sie gibt vollen Einsatz, schafft sogar beim Ballwurf und Sprint eine persönliche Bestleistung und wir sind einfach nur wahnsinnig stolz auf sie! Wir schauen (diesmal entspannt) von der Tribüne aus dem Geschehen zu. Wie die jungen Athleten - ganz wie die Grossen - vom Speaker vorgestellt werden, lächelnd in die Kamera und schlussendlich über den Grossbildschirm zu uns Zuschauern winken. Die Namen leuchten gross an den Anzeigetafeln auf und wir staunen ob den starken Leistungen dieser Kinder und Jugendlichen. Sie geben voll Gas! Den einen oder anderen Namen und das Gesicht dazu werden wir wohl auch in ferner Zukunft wieder hören und sehen.
Zufrieden fahren wir nach Hause. Enya war zwar für einen kurzen Moment etwas enttäuscht über ihre Rangierung (22. von 30 Startenden in ihrer Kategorie), aber mittlerweile ist auch sie stolz auf sich! Das darf sie auch sein! Ein schöner, erlebnisreicher Tag, der in guter Erinnerung bleiben wird - zweite Chance genutzt!