Schon um acht stehen wir in der Augenklinik parat. Die Kontrolle verläuft erfreulich, die Netzhautblutung ist mittlerweile fast ganz weg. Auch werden die Augen nochmals auf den Herpesvirus kontrolliert, glücklicherweise ist alles in Ordnung! Die Augenärzte sind sogar so zufrieden, dass sich Malin erst wieder in neun Monaten zur Kontrolle in der Klinik zeigen muss!
Es ist halb zehn, der Termin für die Blutkontrolle steht erst um 10.30 an. Damit wir nicht all zu lange auf die Laborwerte warten müssen, fragen wir im Labor auf dem 1. Stock nach, ob Malin vielleicht jetzt schon das Blut "abgeben" könnte. Sie kann. Anschliessend melden wir uns im Ambi auf dem 2. Stock, dass wir schon im Haus wären. Falls sich unverhofft eine Lücke finden würde, könnten sie sich einfach bei uns telefonisch melden.
Unterdessen trinken wir etwas im Restaurant des Hauptgebäudes und lernen dazu Französisch-Wörtli - das Handy legen wir neben uns auf den Tisch, damit wir einen möglichen Anruf nicht verpassen. Plötzlich ertönt ganz laut über den Lautsprecher: "Frau Marlin Rohrer - bitte im Kinderspital melden - Frau Marlin Rohrer!" Wir zucken richtiggehend zusammen, damit haben wir nicht gerechnet. Vom ersten Schreck erholt, folgt schon Malins trockener Kommentar dazu: "Wenn sie's scho so luit mend durägäh, chentids wenigschtens dä Namä richtig sägä…"
Anscheinend haben sie uns zu erreichen versucht, aber hier unten haben viele keinen Empfang - auch wir nicht. Als wir im Ambi auftauchen, fragt uns die Pflegefachfrau lachend: "Haben sie euch ausgerufen? Seid ihr erschrocken?" Sieht man uns das immer noch an?
Malins Blutwerte sind stabil, der Onkologe ist sehr zufrieden. Auch die Nieren- und die Leberwerte sind seit langem wieder einmal an der Grenze des Normalbereichs! Das freut mich ganz besonders, denn sonst sind sie meistens deutlich zu hoch.
Er meint, dass Malin auf gutem Weg ist und es im Moment vor allem gilt, die "Grossbaustelle" an den Beinen behandeln und die Schmerzen lindern zu können. Am Freitag sind wir bei den Orthopäden in Basel angemeldet, danach sollten wir mehr wissen.
Irgendwann fragt er beiläufig, ob denn eigentlich ihre Haare wieder wachsen würden...? Malin zieht ihr Kopftuch weg, er schaut sie an und ruft in spontaner Begeisterung: "Hei, das sieht ja süss aus! Das gefällt mir aber richtig gut!"
Herrlich! Ich muss laut lachen ob seiner herzlich verblüfften Reaktion und Malin strahlt und stellt nachher grinsend fest, dass ihre Fülle von Haaren jene des Onkologen eigentlich schon fast wieder übertrifft - da hat sie nicht ganz unrecht.
Es ist wohl eine Frage der Zeit bis sie ihr Kopftuch endgültig ablegen wird. Lange wird es nicht mehr dauern, denn die einst lichten Stellen sind nun schon recht gut "gefüllt".