Malin schaut auf ihr Handy, scrollt ein paar Monate zurück. Unvermittelt sagt sie: "Im Mai han ich epperäm nu gschriebä, dass ich s'Gröbschti jetzt gschafft ha und de Rescht nu locker packä…." Nach einer Weile fügt sie trocken an: "Dä Schuss isch aber vou hinnä uisä!"
Trotzdem - wir schauen wieder nach vorn. Es bleibt nichts anderes. Weiter geht's. Malin lässt sich nicht unterkriegen, wir auch nicht. Zusammen nehmen wir die nächste Etappe in Angriff.
Der Bericht aus Basel liegt heute bereits im Briefkasten. Auf zwei Seiten werden - ausführlich und mit vielen Fachbegriffen ergänzt - der Befund, die Diagnose und die mögliche Behandlung mit der vorgesehenen Operation beschrieben. Auch in schriftlicher Form liest es sich nicht besser als es sich mündlich angehört hat. Solche desaströsen Fälle kämen selten vor - weshalb die Erfahrungen fehlen, steht da unter anderem.
Das MRI von Beckenknochen und Schultern wird angeordnet und auch bei den Schmerzmitteln muss Malin besser eingestellt werden. Dazu werden wir weiter verwiesen nach Baar zu einem Spezialisten für Schmerztherapien. Für die nächsten beiden Wochen hat er bereits einen Plan aufgestellt mit einer neuen Medikation, die Malin austesten soll. Sie muss versuchen heraus zu spüren, welche Kombination ihr am ehesten hilft, um diese Knochen- und Knieschmerzen zu lindern.
Heute sind wir ausnahmsweise auch noch im Spital. Nicht ohne Grund, denn Malin geht nächste Woche ins Klassenlager. Darum mussten wir einige Termine umorganisieren, damit wir die aktuellen Blutwerte haben und so die Dosis der Chemo anpassen können. Der Onkologe ist mit den Werten sehr zufrieden. Sie sind stabil, will heissen, dass Malin bezüglich Chemo schon recht gut eingestellt ist. Das war nicht immer so, umso dankbarer sind wir über diese gute Nachricht.
Während Joel damals mitten in der Stadt Basel im Klassenlager war, reist nun ausgerechnet Malin eine Woche ins Calancatal, komplett ab von der Welt. Irgendwo im Nirgendwo... Ich muss zugeben, es fällt uns schon nicht ganz so leicht, sie so gehen zu lassen. Diesmal nicht einmal aufgrund der Blutwerte, sondern wegen ihren Beinen. Aber sie - sie freut sich darauf und das ist die Hauptsache - nur das gilt! Bereits im Vorfeld wurde fleissig vorbereitet, die Ämtli in der Klasse bereits verteilt und die von ihnen geplanten Menüs (zum Teil recht ungewöhnlich kreative Kombinationen) übungshalber einmal gekocht.
Der Klassenlehrer ist sehr entgegenkommend und findet, Malin hätte sich mit ihrer offenen, positiven Art bereits sehr gut in der Klasse integriert, was alles wesentlich einfacher mache. Er habe da keine Bedenken. Das wird schon gut gehen.
Und so packt sie gut gelaunt ihren Koffer, den sie heute bereits bringen und den Begleitpersonen im Auto mitgeben darf. Sie selber hätte auch mitfahren dürfen, aber sie zieht die Anreise mit ihren Klassenkollegen in Zug und Bus vor, findet, da müsse sie unbedingt dabei sein. Sowas haben wir uns schon fast gedacht...
Ich stelle "ihre" Wochenapotheke zusammen, fülle in Tagesrationen ab und schreibe die täglichen Dosierungen von Chemo und den Reservemedikamenten genau an. Es gibt ein ansehnliches Päckli - aber das ist sie sich ja gewohnt.
Am Abend gehen wir alle zusammen an den Pfadilagerrückblick. Mit einem tollen Film, zusätzlich mit der dazu passenden Musik untermalt, wird uns Eltern ein richtig cooles Sommerlager präsentiert! Die vielen strahlenden Gesichter lassen keinen Zweifel daran: Dieses Lager hat mit Sicherheit allen gefallen! Nicht verwunderlich, dass Joel, Malin und Enya so viel und immer wieder vom Lager erzählt haben. Lagerleben eben. Und es ist letztendlich völlig egal, WIE lange man dabei war - Hauptsache man WAR dabei! Nur das zählt!