im falschen Film

Das Gardaland steht heute auf dem Programm, da es im Herbst nur am Wochenende geöffnet hat. Eine verkleinerte Ausgabe des Europaparks - hat aber durchaus seinen Reiz und ist kreativ und fantasievoll umgesetzt. 

Malin sitzt im Rollstuhl - mit Widerwillen - aber sie selber weiss wohl, dass sie sich nicht einen ganzen Tag auf den Beinen halten kann. Trotzdem blöd, man sieht es ihr schon von weitem an.

Wir werden zusätzlich mit einem grünen Armband markiert, Malin mit einem blauen. Dazu erhalten wir eine Karte, mit der wir bei Bahnen, die Malin fahren darf (es sind leider nicht die wildesten und auch nicht so viele...) in die Expressschlaufe dürfen. Immerhin, es erspart uns doch einiges an Wartezeit - es hat nämlich wahnsinnig viele Leute.

Heute ist zusätzlich das Thema "Oktoberfest". Im ganzen Park werden wir lautstark mit Marsch- Schlager- und Jodelmusik beschallt. An jeder Ecke gibt's Bier und Bretzel. Sogar Joel ist irgendwann völlig entnervt: "Diese Musik ist ja nicht auszuhalten!" Bei den wirklich coolen Bahnen ist mindestens eine Stunde Wartezeit (für rund 30 Sekunden Fahrzeit) angesagt. Joel und Enya fahren mit dem "Raptor", währenddessen wir mit Malin eine Runde im Park drehen. Gerade sie, die gerne auf die gröbsten Bahnen geht, sitzt in diesem elenden Stuhl fest. Der Frust ist schwer wegzukriegen. Wir machen dann doch noch ein paar kleinere Bahnen (Schwebebahn, Ramses, Mammut) dürfen mit unserer Spezialkarte ohne Wartezeit hinein - ein kleiner Trost. Die Italiener sind sehr freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend. Und doch - wir kommen uns irgendwie vor, als wären wir im falschen Film. Im Moment scheinen wir in diesen Trubel einfach nicht hineinzupassen. Zu viele Leute, zu laut, zu eng. Es ergeht uns allen so - auch den Kindern - und so ergreifen wir die Flucht nach vorn, verlassen den Park und besuchen das Sealife ganz in der Nähe. Die stummen Fische, Haie und Rochen sind geradezu eine Wohltat nach dieser lauten Oktoberfest-Klamauk-Musik. Und Joel schafft es gar, Malin trotz oder gerade dank ihres Rollstuhls ein Lachen abzuluchsen: Er schiebt sie in rasantem Tempo, läuft mit ihr Wettrennen, kurvt sie so schnell herum, bis sich die Reifen von den Speichen lösen und den Stuhl blockieren. "Hey - nid z'schnell, hiä isch im Fall nur ä 30-er Zonä!" lacht sie.