Hindernisse

Als Fussgänger ist es ein leichtes - man kommt überall hin. Und man überlegt sich dabei keinen Moment, wie es wäre, wenn es nicht so wäre... Das tut man erst dann, wenn man konfrontiert damit wird.

 

Ganz ehrlich - es ist gar nicht so einfach und sogar ziemlich anstrengend. Immer wieder stossen wir mit dem Rollstuhl an Grenzen: Überall hat es Stufen, Absätze, Treppen und Rolltreppen, übervolle Aufzüge (da hat man definitiv nicht auch noch Platz - also weiter warten...) grosse Menschenmengen, Unebenheiten, holperige Kopfsteinpflaster, Löcher in den Strassen, Kieswege, schmale Gehwege... Die Hindernisse können wir nicht aus dem Weg räumen, also heisst es stets: Umfahren oder nach einer neuen Lösung suchen - oder ganz verzichten, weil es einfach nicht geht. Das ist dann besonders bitter, zumal Malin nach wie vor sehr Mühe hat mit dem fahrbaren Untersatz. 

 

Früher mit dem Kinderwagen war es wohl ein bisschen ähnlich und doch empfand ich es nie dermassen einschränkend wie jetzt. Zur Not haben wir den Wagen mitsamt Kind angehoben und getragen - über Treppen oder sogar relativ weite Strecken. Ausserdem hatte der Kinderwagen eine sportliche Federung, damit konnten wir problemlos über Bergwege, Stock und Stein fahren.

Mit dem Rollstuhl ist das ganz einfach nicht möglich. Jede Unebenheit, jedes Loch im Gehweg löst einen für Malin unangenehmen, manchmal schmerzhaften Schlag aus.

 

Nichts desto trotz, für Malin ist es tatsächlich eine grosse Entlastung, denn längere Distanzen wären für sie sonst nicht machbar. In diesen Ferien ist er täglich im Einsatz, nur so können wir gemeinsam etwas unternehmen.

Die meisten Leute sind tolerant und stehen einen Schritt zur Seite damit wir passieren können oder bieten gar ihre Hilfe an. Und Joel und Enya finden den rollenden Stuhl richtig cool (sie müssen ja auch nicht drin sitzen, wenn sie nicht mehr wollen). Aber wenn er frei ist, fahren auch sie damit ihre Runden um die Ferienwohnung und üben den Umgang mit Schwellen, Hindernissen, Drehungen und das Rückwärtsfahren. Enya kreiert immer neue Hindernisläufe. Ihre Euphorie und Freude stecken sogar Malin ein bisschen an. So erfindet auch sie einen "Rollstuhlparcour" über Wiesen, Bodenplatten und um Betonpfeiler herum, den Enya zeitlich möglichst schnell versucht abzufahren. "So - für heute ist unser Rollstuhltraining fertig! Morgen müssen wir uns dann wieder etwas neues einfallen lassen!" meint Enya begeistert und fährt lachend wieder davon.