Überblick

Der Alltag hat uns wieder! Der Wäscheberg schien einfach nicht kleiner werden zu wollen - jetzt ist er doch endlich weg - und ein neuer schon wieder in Sichtweite. Ich ignoriere ihn einfach.

Malin ist unmotiviert - so viele Termine in dieser letzten Ferienwoche. Da kommen nicht wirkliche Feriengefühle auf. Aber schlussendlich ist sie doch ganz froh, deswegen nicht allzu viel Schulstoff zu verpassen.

Zwischen den Ärzte- und Spitalterminen versuchen wir, das schöne Wetter und möglichst viel an Herbstsonne zu tanken. Wir machen sogar kurze Velotouren: Den Sattel fast ganz nach unten schieben (damit sie einen guten Stand hat), in einen tiefen Gang schalten und so fährt Malin langsam mit dem Velo los. Da ihr mein Fahrrad am besten passt, laufe ich schnellen Schrittes neben ihr her. Allemal besser als mit Krücken oder Rollstuhl, findet sie. Und die Schmerzen bei solchen runden Bewegungen ohne grossen Druck sind auszuhalten.

 

Die Lumbalpunktion am Dienstag verläuft soweit gut - alles in Ordnung. Dieses mal nahm sie sich vor, beim Spritzen der Narkose besonders schnell zu zählen, damit sie über die Zehn hinauskommt - und schafft es. Bei ihren obligaten Rubbellösli gewinnt sie dann allerdings wieder nichts. Schade. Malins Blutwerte haben die Obergrenze leicht überschritten, weshalb die Chemodosierung auf 125% erhöht wird.

 

Am Donnerstag sind wir den ganzen Tag unterwegs zu verschiedenen Fachärzten. Enya darf derweil mit ihrem Gotti auf die Seebodenalp und Joel kocht für Padi das z'Mittag. Und wie gut! Das Menü muss richtig lecker ausgesehen und auch geschmeckt haben - denn Padi schwärmt am Abend noch davon!

 

Am Nachmittag sind wir beim Facharzt für Schmerztherapien und Anästhesie. Auch er arbeitet integrativ, das heisst schul- sowie auch komplementärmedizinisch, informiert die Onkologen aber über die verschriebenen Medikamente und klärt ab, ob die so (in Kombination mit der Chemo) möglich sind. Es wir offen kommuniziert, Unsicherheiten werden geklärt. So wird es wirklich eine zusätzliche, ganzheitliche Unterstützung für Malin. Und dafür sind wir ihnen dankbar. 

Unter anderem schaut er sich auch Malins Augen mit der Lupe ganz genau an und versucht unter Berücksichtigung vieler einzelnen Aspekte, Malin bezüglich Schmerzmittel richtig einzustellen. Das bedeutet aber auch, dass sie erneut mit diversen Mitteln, Globuli, Kapseln, Pulver, Tabletten und Gutterli voll Flüssigkeiten eingedeckt wird. Dafür fallen die schulmedizinisch typischen Schmerzmittel wie Novalgin und Irfen weg, da auch diese nicht wirklich wirksam waren. Trotzdem, es graut ihr schon bei der Heimfahrt - so viele neue Medikamente... 

Tatsächlich muss ich mir zu Hause auch erst einen Überblick verschaffen über die ganzen Schachteln, Fläschli und Ampullen. bestelle dann noch Fehlendes in der Apotheke. Dann mache ich Malin und mir eine vereinfachte Liste, was wie einzunehmen ist und fülle in die Wochendosierer und zusätzliche Dösli ab. Dieses mal ist es wirklich recht komplex bezüglich Einnahme: Die einen Mittel eine halbe Stunde VOR dem Essen, andere NACH dem Essen, die einen nicht mit Vitamin-C-haltigen Nahrungsmittel und Flüssigkeiten, die nächsten nicht kombiniert mit Milchprodukten, wieder andere aufgelöst in Wasser und schluckweise über den ganzen Tag verteilt und dann noch solche zum Lutschen - und das am Morgen, Mittag und Abend und dann noch jene ganz einfach zum Schlucken. Dann gibt es noch die Tropfen, die Ampullen, die Hübe und die Sachets, die müssen dann noch zusätzlich im Kühlschrank gelagert werden. Dazu jeden Abend die Chemo, das ist mittlerweile fast das einfachste - einmal abgesehen von deren Nebenwirkungen.

Die sechs verschiedenen Nummern der Schüsslersalze nicht mitgezählt nimmt sie 18 verschiedene Mittel - pro Tag - und von den meisten jeweils mehr als nur eine Tablette/Kapsel/Ampulle...  Es ist unglaublich viel - kein Wunder, dass es ihr oft Mühe macht, wenn sie vor ihren übervollen Medidösli sitzt und kaum weiss, wo sie beginnen soll...

Und doch, wir denken, wir sind auf einem guten Weg. Gerade die Ärzte der integrativen Medizin achten sehr darauf, Malins durch die Therapie geschwächten Körper wieder aufzubauen und zu stärken. Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente - sowie homöopathische Mittel, Schüsslersalze, Bakterien für die Darmflora und vieles mehr sind jetzt vor allem zur Stärkung ihres Körpers wichtig und notwendig. Ein Körper, der unvorstellbar viel durchhalten musste und noch immer muss...

 

Seit einiger Zeit lese ich allerlei Artikel und Forschungsergebnisse aus Zeitschriften und Internet in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, was die Regeneration der Knochen zusätzlich (nebst den momentanen Massnahmen) unterstützen könnte, um das bestmögliche zu versuchen. Gerade WEIL man uns keine Garantie geben kann bei einer anscheinend unumgänglichen Operation, finden wir es besonders wichtig, nichts unversucht zu lassen. Unsere Ärztin ihrerseits hat ihre Kontakte nach Kanada spielen lassen, Malins Unterlagen an dortige Spezialisten weitergeschickt. Aber auch aus Toronto war die Antwort ernüchternd, auch sie wissen keine praktikable Lösung.

Bis Mitte November haben wir noch zwei weitere Aufgebote bei anderen empfohlenen Orthopäden in Basel, um noch deren Meinungen einzuholen. Die Hoffnung bleibt.