Baustart

Anfang April 2017 wurde unser Baugespann gestellt. Wir freuten uns sehr, es war ein Familienprojekt. Unglaublich viel Zeit hatten wir über den Bauplänen gesessen, gebrütet, skizziert, Wände verschoben, Ideen verworfen und wieder nach neuen gesucht. Endlich war es soweit. Unser Anbauprojekt nahm Formen an. Erstmals war annähernd ersichtlich, wie es am Ende ungefähr aussehen würde.

 

Malins Diagnose veränderte auf einen Schlag alles. Was vorher so wichtig erschien, war es auf einmal nicht mehr - alles belanglos.

Die Ärzte rieten uns ausdrücklich vom Bauvorhaben ab, weil es für Malin gefährlich wäre und weil wir unsere Kräfte jetzt anderweitig brauchen würden. Das stimmte. Sie hätten es nicht einmal zu sagen brauchen - der Anbau, einst voller Freude und Spannung erwartet - interessierte uns nicht mehr. Alles weg - so, als ob es gar nie existiert hätte.

 

Erst viele Monate später haben wir die Pläne wieder "ausgegraben", haben wieder begonnen zu träumen, einfach weil es gut tat, weil es ablenkte und uns und vor allem auch Malin immer wieder motivierte. 

Seither sind eineinhalb Jahre vergangen. Jetzt starten wir neu.

Wenn wir ehrlich sind - überschüssige Kräfte dafür haben wir eigentlich nicht - im Gegenteil. Und doch glauben wir, es ist an der Zeit, unser Projekt wieder neu anzupacken, denn ein Gedanke treibt uns besonders an: Für Malin wird durch den Anbau vieles einfacher. Ihr momentan täglicher Krampf, sich mühselig die steile Holztreppe in unserem alten Häuschen hoch und rückwärts wieder herunter zu kämpfen, fällt dann grösstenteils weg. Denn Küche, Esszimmer sowie eine zweite Toilette und ein weiteres Zimmer sind im angebauten Erdgeschoss geplant. Die Pläne haben wir situationsbedingt noch angepasst - somit wird zumindest das Erdgeschoss hindernisfrei sein - eine grosse Erleichterung.

 

Ein erster zwangsläufiger Zimmerwechsel mit Enya (sie hat ihr Zimmer ein Stockwerk tiefer) wird bereits demnächst stattfinden. Malin kann über den Zeitpunkt bestimmen, schliesslich ist es nicht einfach für sie und dies nicht nur, weil Enyas Zimmer sehr viel kleiner ist als ihres. Sie hat sich in ihrem gemütlichen Dachzimmer immer sehr wohl gefühlt und muss nun merken, dass sie an ihre körperlichen Grenzen stösst und es einfach fast nicht mehr geht. Während des Tages ist sie nie in ihrem Zimmer, ganz einfach, weil es für sie zu anstrengend ist, da überhaupt hoch zu kommen. Und auch den Gang auf s'WC im ersten Stock überlegt sie sich wohl immer zweimal...

 

In den letzten Wochen haben wir nun begonnen, den Garten und den Schopf zu räumen. Feigen- und Apfelbaum sowie langjährige Rosmarin-, Zitronenverben- und Salbeistöcke und die Herbstanemonen gruben wir aus und setzten sie um, damit sie dem Bagger nicht zum Opfer fallen werden. Die beiden Grossväter, unsere Heinzelmännchen, packten gewohnt motiviert und tatkräftig mit an. Grosspapi brachte es mit dem ihm typischen Schalk schmunzelnd auf den Punkt: "Ein Pieps, ein Ton - wir kommen schon!" 

 

Ein Anbau in dieser Grösse ist mit enorm viel Aufwand verbunden, vor allem für Padi, der die intensive Vorarbeit, die Planung sowie die Bauleitung übernimmt. Es gilt auch jetzt noch etliches im Detail zu definieren und viele Entscheidungen zu treffen. Diese zusätzliche Belastung ist nicht zu unterschätzen und wenn ich an die kommenden Monate denke, dann mit gemischten Gefühlen. Zwar sind wir durchaus froh, dass es nun vorwärts geht und doch fragen wir uns hie und da: Schaffen wir das zusätzlich noch? Werden wir. Aber es wird viel auf uns zukommen und es wird noch intensiver sein, als es ohnehin schon ist. 

Bis der Anbau schlussendlich bezugsbereit sein wird, vergeht noch eine ganze Weile. Wir hoffen, dass alles möglichst reibungslos und ohne grossen Verzögerungen laufen wird. Das winterliche Wetter wird dabei hoffentlich auf unserer Seite stehen. 

Nächste Woche fährt nun der Bagger auf - dann heisst es erst einmal: Baustart!