Es ist schon eine Weile her, seit der Religionslehrer Malin anfragte, ob sie bereit wäre, der Klasse von ihrem etwas anderen Weg zu erzählen. Was sie erlebt hat, wie sich das anfühlt, wie sich dadurch ihr Leben verändert hat...
Sie sagte zu. Heute ist es nun soweit. Sie erzählt vom Tag ihrer Diagnose und davon, wie sie erst aufgrund meiner Tränen richtig realisierte, dass es sich um etwas Schlimmes handeln musste. Sie erzählt von der Therapieumstufung in das Hochrisiko, von den vielen Chemoblöcken den langen Spitalaufenthalten und den drei zusätzlichen besonders harten High-Risk-Wochen-Blöcken. Und wie es ihr danach aufgrund der vielen Nebenwirkungen jeweils so schlecht ging, dass sie jedes mal auf die Intensivpflegestation verlegt werden musste.
Gibt es jetzt Dinge, die sie anders sieht also vorher? Was hat sich verändert?
Ganz besonders habe sie sich darüber gefreut, letztes Jahr zu Hause mit der Familie Weihnachten feiern zu dürfen, sagt sie. Und das Klavierspiel mit den Klassenmädels in der Weihnachtsmesse. Kleine Dinge, die sonst irgendwie selbstverständlich sind - sind es jetzt nicht mehr. Man schätze alles viel mehr...
Nun wurden ihre Klassengspändli aufgefordert, Malin Rückmeldungen und Wünsche mitzuteilen. Und alle sind sie sich einig: Sie freuen sich sehr, sie in ihrer Klasse zu haben und sie wünschen ihr, dass sie möglichst schnell wieder gesund wird.
Ausserdem fänden sie es super, dass sie trotz ihrer schweren Geschichte immer noch so lustig, humorvoll und für einen Spass zu haben sei! Sie solle genau so bleiben, wie sie ist!
Ich hole sie von der Schule ab, zur wöchentlichen Blutkontrolle. Sie strahlt mich an. Die äusserst positiven Rückmeldungen und Komplimente ihrer Klasse haben sie sehr gefreut und motiviert - man sieht es ihr richtig an. Die einstige Angst und die anfängliche Unsicherheit vor dem damals bevorstehenden Klassenwechsel sind weit weg gerückt, zu einem Teil der vergangenen Geschichte. Abgehakt. Sie fühlt sich wohl in ihrer neuen Klasse und das ist enorm wichtig. Ihr Weg wird zwar damit nicht einfacher oder gar kürzer, aber es verhilft ihr zu einen besonderen Schub - fast so, als bekäme sie einen zusätzlichen energiereichen Powerriegel für den harten Aufstieg gereicht.