Malins Blutwerte waren gestern um einiges tiefer als sonst, die Chemo wurde nach unten korrigiert, die Dosierung um 50% reduziert.
Sie hat eine strenge Woche vor sich, muss einige Prüfungen nachholen, die sie durch den stationären Aufenthalt und die darauffolgende "Kopfschmerz"-Woche verpasst hatte. Es gilt einiges aufzuholen. Dazu kommen die täglichen Termine im Spital und bei verschiedenen Ärzten. Sie ist entsprechend unmotiviert.
Enya kochte Milchreis und Zwetschgenkompott zum z'Nacht. In ihren separaten Schalen machte Malin beides parat, wog ab, rechnete und suchte die Spritze für das schnellwirksame Insulin. Die Schutzhülle war leer, die Pen nirgends zu finden. Wir suchten überall, die Stimmung sank währenddessen spürbar.
Zum Glück hatte uns die Fachfrau noch eine Ersatzspritze mitgegeben. Dass wir diese so schnell brauchen würden, hätte ich allerdings nicht gedacht.
Aber Malin wollte nicht mehr. Völlig entnervt schob sie das Essen von sich, obwohl sie Milchreis und Kompott liebt:
"Ha kei Hunger meh!"
Alles gute Zureden half nicht. Sie liess das Essen demonstrativ stehen und holte sich ein Rüebli aus dem Kühlschrank. Das musste wohl reichen...
Wir nehmen an, dass ihr die Pen aus der Hülle gerutscht sowie aus ihrem leicht geöffneten Rucksack gefallen sein muss. Anders können wir es uns nicht erklären.
Und in der Tat, die Pen wird draussen auf dem Schulplatz gefunden und im Schulsekretariat abgegeben. Malins Freude hält allerdings nur kurz an: Die Pen ist völlig kaputt, die Insulinampulle zerquetscht, es scheint grad so, als wäre ein Auto oder ähnliches darüber gerollt. Der typische Geruch von Insulin liegt penetrant in der Luft.
In erster Linie aber sind wir erleichtert die Pen wieder zu haben, auch wenn wir sie entsorgen und schlussendlich ersetzen müssen. Aber das ist das kleinste Problem. Wenigstens haben wir nun die Gewissheit, dass sie nicht missbräuchlich eingesetzt werden oder gar jemanden verletzten könnte.
Es war ganz einfach Pech - sowas kann so schnell passieren.