Wir treffen in Meggen zum Adventsapéro ein. Das erste mal (ausgenommen der Schifffahrt im Frühling) sind wir bei einem Anlass der Kinderkrebshilfe Zentralschweiz mit dabei. Bisher fehlte es uns an Energie und Zeit. Es sind schon viele Familien hier, die meisten kennen wir (noch) nicht. Aber alle haben sie eine ähnliche Geschichte, die einen stehen noch mittendrin, was man unschwer an Mützen, Kopftüchern oder den raspelkurzen Haaren der Kinder erkennen kann, andere haben ihren "Lebenssturm" schon einige Jahre hinter sich. Und da sind noch der Onkologe, der Chefarzt und die Onkopsychologin des Kispis, die sich auch unter die Leute mischen.
Das OK hat sich grösste Mühe gegeben, die Tische sind schön dekoriert, verschiedene Getränke werden serviert. Es gibt feine Mini-Sandwiches, Chips, Nüssli und Mandarinen sowie später Hotdogs dazu. Während Enya beherzt zugreift, verzieht Malin missmutig das Gesicht. Blöd - wie gerne würde auch sie einfach essen...
Wir packen unsere Miniwaage, Taschenrechner und Unterlagen aus und beginnen zusammen zu zählen. Die Rechnerei ist ihr zuwider, man sieht es ihr an, aber im Moment geht es noch nicht anders. Wir "büschelen" so viele Mini-Sandwiches, Hotdog, Mandarinen, wie sie glaubt essen zu mögen auf den Teller und berechnen. Mittlerweile hat sie gelernt, das berechnete Insulin ganz unauffällig in den Bauch zu spritzen. Es ist ja schliesslich nicht überall angebracht, sich die Hose herunter zu ziehen, um sich eine Spritze ins Bein zu geben. Abgesehen davon würde sie sich hüten davor. Irgendwann einmal wird wohl die Insulinpumpe ein Thema sein, aber wahrscheinlich erst, wenn die Chemotherapie abgeschlossen ist.
Das Spritzen in den Bauch macht ihr noch Mühe und sie spürt auch den Einstich stärker als bei den Beinen. Aber sie macht's einfach - hat sie eine Wahl?
Wir bewundern einmal mehr ihre abgeklärte selbstverständliche Art, auch damit umzugehen!
Auf der Tribüne sind mehrere Tische mit Bastelutensilien aufgestellt für die bastelfreudigen Kinder und Jugendlichen. Ein kleines Paradies für unsere Mädchen. Nach Überwinden der ersten Hemmschwellen gesellen sie sich zu den anderen an die Tische, kreieren richtig coole Sachen und sind begeistert! Vergessen ist die Rechnerei beim Essen - die Welt ist wieder in Ordnung!
Die Kinderkrebshilfe Zentralschweiz - seit Malins Erkrankung sind wir selber Mitglieder und haben - wie viele andere Betroffene auch - unbürokratisch und unkompliziert auf grosse Unterstützung zählen dürfen und dies in vielerlei Hinsichten.
Sei es finanziell, indem beispielsweise sämtliche Parkkarten beim LUKS übernommen werden - und das waren/sind viele! Oder auch mit Anlässen, Einladungen, mit aufmunternden Karten oder diese Woche erhielten wir gar ein "Familienpäckli", für jeden von uns hatte es etwas kleines drin. Ein überraschender Aufsteller, um gemeinsam auch über diesen neuerlichen Stolperstein steigen zu können.
Wir sind dankbar dafür. Die Kinderkrebshilfe Zentralschweiz ist wirklich eine gute Sache. Sie ist eine Anlaufstelle für krebsbetroffene Kinder und deren Familien und wird geleitet von einst Betroffenen die wissen, wovon sie sprechen, weil sie eine ähnliche Geschichte im Gepäck haben. Sie haben ein offenes Ohr - wir könnten uns jederzeit melden - und sie verstehen, wie sich der Alltag eines krebsbetroffenen Kindes, dessen Geschwister und Eltern auf einen Schlag verändert...