Es schneit. Bei uns nicht ganz so viel wie anderorts. In manchen Gegenden versinken sie richtiggehend in den Schneemassen und die Lawinengefahr ist entsprechend gross. So schön wie der weisse Zauber aussieht, so gefährlich kann er sein...
Enya meint: "So weiss hätte es an Weihnachten sein müssen! Das wäre richtig schön gewesen!" Aber an Weihachten war es frühlingshaft grün. Nun, Frau Holle hat ihrem Namen alle Ehre gemacht und nochmals kräftig geschüttelt.
Padi begleitet Enya ins Skitraining und Joel besucht heute den Nothelferkurs, den er als zukünftiger Pfadileiter brauchen wird. Malin hatte gestern Abend eine gute Idee für uns beide: Wir gehen nach Niederrickenbach!
Mit der Bahn fahren wir hoch. Sie ist ziemlich voll - alles Schneesportler: Tourenskifahrer, Schneeschuhläufer und noch die Schlittler. Malin mit ihren Krücken passt nicht wirklich in dieses Bild. Zwei kleine Mädchen sitzen neben ihr auf der Bank. Deren Vater steht mit den drei schneebedeckten Bobs in der Hand daneben. So wie es aussieht haben sie bereits mindestens eine Fahrt hinter sich.
"Dieses mal werde ich mit 125 Km/h heruntersausen!" sagt die Kleinere überzeugt. Malin kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Kaum aus der Bahn ausgestiegen, fragt der Vater der beiden Mädchen Malin spontan an, ob sie auf den Bob sitzen möchte, er würde sie dann bis zum Pilgerhaus hinaufziehen. Malin aber lehnt dankend ab, sie brauche noch etwas Bewegung, meint sie. Erst später sagt sie zu mir, sie hätte schlicht nicht gewusst, wie sie hinunter auf diesen Bob kommen sollte - und dann wieder hoch... Ich hatte mir schon fast sowas gedacht.
Aber wir haben ja Zeit und Malin hat neuerdings Spikes an ihren Stöcken, die sie je nach Bedarf ausklappen kann für einen guten Halt auf Schnee und Eis. Langsam spazieren wir hoch, gehen in die Kapelle, um ein paar Kerzen anzuzünden. Für uns - aber auch für noch einige andere, die zurzeit ebenfalls viel Kerzenlicht und etwas Wärme brauchen können. Wir sind die ganze Zeit allein und so denken wir die guten Wünsche nicht nur, sondern sagen gleich laut, wem wir was alles wünschen...
Das dauert eine ganze Weile - und es tut grad einfach gut! Erst, als wir aus der Kapelle treten, kommen die nächsten Besucher - es passt.
Im Pilgerhaus essen wir z'Mittag - gemütlich und fein - bevor wir uns wieder langsam auf den Rückweg zur Bahn machen. Wir saugen die Sonne in vollen Zügen ein und schauen den vielen Schlittlern zu, wie sie mit grossem Gaudi und viel Gelächter ihre Fahrt ins Tal starten. Schon als die Kinder noch ganz klein waren, sind wir bei genügend Schnee oft hier den Berg hinunter gesaust, ein schönes Gefühl!
"Ich freiä mich, wenn ich de ai wieder mit mim Rodel cha abäfahre…" sagt Malin nur dazu, ohne einen Hauch von Bitterkeit. Sie missgönnt es niemandem und sie hadert nicht - sie freut sich einfach darauf, wenn sie dann auch wieder kann. Das ist typisch für sie - eine, wie ich finde, ganz besondere Gabe!
Wie meistens wenn wir hier sind, machen wir noch einen Halt im Klosterladen, um uns mit verschiedenen Kräutersalben und Ölen (Arnica, Wallwurz, Johanniskraut, Ringelblumen) einzudecken. Die Klosterfrau lächelt uns freundlich an, während sie die Döschen und Fläschchen parat stellt mit noch den schriftlichen Anleitungen dazu, was wofür gut und hilfreich ist.
Die Kräuter werden von den Klosterfrauen hier oben auf dem Berg gesammelt oder im Klostergarten angebaut und eigenhändig zu Salben, Ölen, Tee oder Likör verarbeitet - vielleicht hat man gerade deshalb das gute Gefühl, die Heilkräuter hier oben müssten besonders wirksam sein!