Vorfreude

Diesen Winter musste ich eine ganze Kiste voll Weihnachtsdeko entsorgen. Alles war verschimmelt, mit einer leicht pelzigen Schicht überzogen und stank übel. Unser alter feuchter Gewölbekeller hatte "gewirkt". Aber es wird das letzte mal gewesen sein, denn bereits nächste Weihnachten werden wir die Kisten in unserem neuen Keller stehen haben.  

 

Unser einstiger wilder Garten ist eine einzige fast beängstigend grosse Baugrube und der stattliche Kran ist schon von weitem sichtbar.

Der anliegende Hang wurde zur Sicherheit verankert und gunitiert. Unser altes Häuschen steht neben diesem grossen "Loch" ziemlich verloren da. Vorübergehend jedenfalls. Die Bauarbeiter sind bereits am Betonieren. Der Boden sowie die ersten Wände stehen und geben uns eine Vorstellung davon, wie es denn einmal aussehen wird. 

Bis jetzt hatten wir grosses Wetterglück: Während des Aushubs regnete es kaum und auch jetzt sind die Temperaturen gerade noch so, dass weiterhin betoniert werden kann. Aber es ist winterlich kalt, oft nass und manchmal schneit es. Allen Wetterkapriolen zum Trotz, die scheinbar abgehärteten, zähen Bauarbeiter sind draussen vor Ort und machen in gewohnt zügigem Tempo weiter. Das beeindruckt uns sehr und die Mädels backen ihnen zum Dank dafür immer mal wieder etwas Stärkendes zum Kaffee.

 

Tag für Tag wächst so der Anbau und es ist faszinierend zum Zusehen! Auch unsere Vorfreude wächst mit. Es lenkt von so manchem ab. Aber zugegeben, sie ist sehr intensiv, die Bauzeit. Es kostet zusätzlich viel Energie und Zeit. Ich habe es klar unterschätzt. So vieles muss bedacht, besprochen, geplant, entschieden werden. Für Padi ist es im Moment besonders anstrengend. Er ist als Fachmann für die Planung, die Ausschreibungen sowie die Bauleitung zuständig. Das ist sehr viel. Ich versuche, ihm so gut wie möglich den Rücken frei zu halten und bin für alles medizinisch- therapeutische rund um Malin verantwortlich. Im regelmässigen Austausch informieren wir uns gegenseitig über das Wichtigste, um dann gemeinsam zu entscheiden, wie es weiter geht. 

 

Aber ein Bauende ist absehbar und die grosse Vorfreude motiviert und macht vieles wieder wett.

Lange habe wir davon geträumt - haben uns so oft gedanklich vorgestellt, wie es wäre wenn....

Tröstliche und motivierende Gedanken, die über manch langen Spitalaufenthalt zumindest ein bisschen hinweg geholfen haben. 

Nun wird es konkret und es geht vorwärts! Voraussichtlich im Sommer sollte es soweit sein. Darauf freuen wir uns alle - sehr sogar!

 

Joel allerdings sagt am Mittag bedauernd: "Ich wünschte ich wäre noch zehn Jahre jünger!" 

"Warum?" fragen wir erstaunt.

"Dann könnte ich den Anbau noch so richtig geniessen und würde riesige Lego-Parkanlagen aufstellen!"

Das würde er wohl. Als kleiner Junge hatte er sich unzählige Stunden mit den Bausteinen beschäftigen können. Und ja, je nach dem wohin ihn sein Ausbildungsort führen wird, bleibt ihm nun leider nicht mehr so viel Zeit, den Anbau zu "geniessen". Aber vielleicht bleibt er ja ganz in der Nähe, wer weiss? Ein Jahr Schule hat er so oder so noch vor sich und dann werden wir weiter sehen.