Sonnenbad

"Mami, etz chum einisch go luegä, wiä scheen!" höre ich Malins Stimme aus ihrem Zimmer. Ich steige die Treppe zu ihr hoch und da liegt sie auf ihrem Bett, die Augen geschlossen und geniesst stillschweigend. Die Sonne scheint direkt durch das Fenster in ihr Gesicht und wärmt angenehm auf. Die geschliffenen verschieden farbigen Glaskugeln an ihrem Fenster drehen sich und reflektieren das Licht in allen möglichen Farben an die Wand.

"Mier gfallt's richtig hie!" sagt sie lächelnd. Schön! Sie hat sich eingelebt in ihrem neuen Zimmer. Es ist wohl das kleinste aber auch das einzige, das von der Sonne so schön beschienen wird. Genau das schätzt sie nun besonders und sie legt sich so manches mal nach dem Mittag für eine Weile in ihre Kissen und tankt Sonne auf! Ein richtiges Sonnenbad!

Lange genug stieg sie mit Mühe morgens die Treppe nach unten und blieb dort den ganzen Tag - einfach weil es ihr zu anstrengend war, überhaupt in ihr Dachzimmer hoch zu steigen. Es reichte vollends, sich dann abends vor dem Schlafen die Treppen wieder hoch kämpfen zu müssen. Gezwungenermassen blieb sie so über Monate tagsüber fast ausschliesslich in der Stube oder am Esstisch. Ein Rückzugsort blieb ihr nicht mehr. Endlich hat sie dazu wieder die Möglichkeit, ihr eigenes kleines und gemütliches Reich. Gerade im Teenageralter ist gerade das doch besonders wichtig. 

 

Enya hat sich ebenfalls in ihrem Zimmer eingelebt. Wir sind froh, schliesslich war es auch für sie eine Umstellung, die sie sich so nicht gewünscht hatte. In ihrem vorherigen Zimmer fühlte sie sich wohl und sie wechselte nur ungern. Nun hat sie "Malins" Dachzimmer so eingerichtet, dass es auch für sie stimmt.

Es passt - für beide.