Wir warten auf den Befund der Blutwerte. Immer noch sind allesamt zu tief, einige noch weiter gesunken (z. B. die Abwehr, Malin ist wieder neutropen).
Die Onkologin schreibt alle Werte im roten Ordner ein, ergänzt beim Medikamentenplan der Chemo erneut den Vermerk: "pausiert".
Ansonsten ist sie zufrieden. Die Lunge hört sich gut an. Malins Allgemeinzustand ist, abgesehen vom hartnäckigen Husten und Schnupfen, soweit gut.
Sie gibt uns noch einige Informationen. Der Operationstermin (Entfernung des Port a Cath) wird vereinbart, in zwei Wochen würden die ersten obligaten Vorgespräche bezüglich Anästhesie stattfinden, in vier Wochen die OP.
Seit Januar dieses Jahres sind die dauernden Schmerzen an den Beinen weniger geworden und Malin ist wieder ein bisschen häufiger unterwegs. Ihr Gang ist merklich leichter geworden. Sprünge liegen nicht drin, aber immerhin schon fast schmerzfreie Schritte.
Diese positive Entwicklung lässt uns weiter hoffen und ich frage die Onkologin, ob nicht vielleicht doch eine kleine Chance bestehe, dass sich Malins Knochen - entgegen allen Prognosen - wenigstens ansatzweise regeneriert hätten? Vielleicht...?
Nein, sagt sie, sie möchte uns nicht enttäuschen, aber für sie ist ganz klar: Erst durch die Wirkung der starken Schmerzmittel wurden diese sicht- und spürbaren Fortschritte erzielt. Die längerfristige Einnahme dieser Medikamente belasten allerdings die Organe, weshalb es wichtig sei, bezüglich Beine nach anderen Lösungen zu suchen. Da sind wir uns einig und es wurde bereits alles nötige dafür in die Wege geleitet: Nächste Woche fahren wir für einen Tag nach Stuttgart, in eine grosse Klinik für Kinder-und Jugendorthopädie für ein erstes Gespräch.
Wir sind gespannt. Bisher kamen wir stets recht konsterniert von solchen Terminen nach Hause. Irgendwie hofft man doch immer wieder von neuem - und dann tut's schon weh, wenn auch der nächste Facharzt nicht wirklich weiter helfen kann.
Malin selber ist überzeugt, diese ausgeprägten Osteonekrosen in ihren Knochen müssten bereits vermindert sein. Sie glaubt, dass es nicht ausschliesslich die Schmerzmittel sein können, die zur momentanen Linderung beitragen. Davon ist sie felsenfest überzeugt: "Ich bi ganz sicher!"
Und sie schaut mich mit festem Blick an, ganz so, als gäbe es daran nicht den geringsten Zweifel.
"Think positiv", sagte uns das onkologische Mädchen neben Malin einst im Spital.
Das werden wir.