Wie so oft ist die Familie aufgeteilt: Padi begleitet Enya auf den Klewen ans Skirennen des Migros Grand Prix, Joel ist mit seinen Kollegen unterwegs und Malin und mich zieht es ebenfalls an die Sonne. Soeben aus der Bahn gestiegen sind wir nun auf dem Weg zum Pilgerhaus. Der Schnee auf der Strasse ist weggeschmolzen, die Spikes an den Stöcken sind nicht mehr nötig.
Ein älteres Pärchen spaziert uns entgegen und während der Mann gemütlich weiter läuft, bleibt seine Frau stehen und spricht Malin an: "Oh, das kenne ich - das mit den Krücken! Ich hatte ganze sechs Wochen lang welche, nach einem Sturz aufs Steissbein..."
Und dann erzählt sie uns ohne Pause ausführlich und sehr detailliert den ganzen Unfallhergang mitsamt Arztbesuch und jeglichen Reaktionen ihres Umfeldes. Und dies in einem unglaublichen Tempo! Ich überlege nur ganz kurz, was wohl Malin sagen wird, wenn sie nach IHREM Grund der Krücken gefragt würde, aber dazu kommt es gar nicht erst.
Mit den Worten: "Doch, doch, ich weiss wie das ist mit solchen Krücken - ganze sechs Wochen lang musste ich mit denen aushalten, bis ich den Ärzten gesagt habe, jetzt ist fertig..." Noch während sie weiter lamentiert, dreht sie sich auf dem Absatz um und läuft zackig ihrem Mann nach, der schon kaum mehr zu sehen ist.
Na sowas! Ziemlich verdattert stehen wir da, schauen uns vielsagend an und ihr nach. Eine sonderbare und wortreiche Begegnung war das. Ein eindrücklicher Monolog. Und beide haben wir fast ein bisschen Mitleid mit dem Mann - der wird mit ziemlicher Sicherheit nicht gar viel zu sagen haben...
Wir setzen uns auf einen von der Sonne aufgewärmten Stein. Malin ist müde, sie legt ihren Kopf auf meine Knie und schon kurz darauf höre ich an ihrem regelmässigen Atem, dass sie tief und fest eingeschlafen ist. Es tut ihr gut. Weniger toll findet sie dann allerdings den geprägten Abdruck ihres Armbands über ihre ganze rechte Wange. Sieht eindrücklich aus und bleibt recht hartnäckig an ihrer Backe sichtbar.
Wieder zu Hause finden wir die grosse Überraschung vor. Enyas heutiger "Gewinn" ist auf dem Esstisch schön geordnet ausgebreitet: Neben Trinkflasche, Portemonnaie und Mütze liegt noch eine Bronzemedaille. Mit ihrem Podestplatz hat sie sich doch tatsächlich nochmals für den Schweizer Final vom Migros Grand Prix qualifiziert!
Ihr krampfhafter Versuch, beim Erzählen vom heutigen Tag möglichst gelassen zu wirken (typisches Anzeichen der Pubertät), scheitert. Die Freude überwiegt und überstrahlt dann doch die aufgesetzte Coolness unseres Energiebündels!