Die Binden an den Beinen werden aufgeschnitten, die Pflegefachfrau ist mit dem Aussehen der Wunden zufrieden. Durch die weissen Pflaster sind nur kleine Blutungen zu erkennen. Alles im normalen Bereich.
Heute darf sie bereits das erste mal aufstehen, wir warten dazu auf die Physiotherapeutin. Erste zaghafte Übungen werden zuerst im Bett gemacht, als nächstes an der Bettkante um den Kreislauf zu stabilisieren. Schliesslich steht Malin auf, ist zwar noch etwas wackelig auf den Beinen, aber sie schafft es, mit den Gehstöcken einige Schritte zu laufen. Heutiges Ziel erreicht! Sie freut sich.
Bis Ende Woche sollte sie mit den Knien einen rechten Winkel biegen sowie Treppen laufen können, sagt die Physiotherapeutin. Wenn sie das kann, dürfe sie nach Hause. Na also, das ist ein Versprechen und motiviert, dafür zu "arbeiten".
Ich helfe Malin dabei sich anzuziehen, wir spielen ein paar Runden "Tschau Sepp" und "Beaver Gang", bevor ich mich nach dem Mittag für eine Weile bei den Mädchen abmelde. Die beiden verstehen sich gut und das macht es mir wesentlich einfacher, mir während des Tages auch mal eine kurze Klinik-Auszeit zu nehmen für einen Abstecher in die Stadt und am späteren Abend jeweils zum Schlafen ins "Blaue Haus" zu wechseln. Die Ruhe dort ist eine Wohltat und so gegensätzlich zum grossen Klinikum mit den vielen Leuten überall. Was bin ich froh, dieses Zimmer während der Woche behalten zu dürfen! Sie hatte recht, die nette Frau am Telefon, die ich mittlerweile kennen gelernt habe. Und ich bin ihr so dankbar für diese Rückzugmöglichkeit!
Auch zu Hause läuft es nach Plan. Täglich haben wir Kontakt, manchmal auch per Videotelefon. Enya zeigt mir auf diese Weise ihr aktuelles Bastel- und Malprojekt, erklärt ausführlich dazu und fragt um Rat.
"Wie findest du das...? Soll ich rot oder blau nehmen...? Reicht diese Grösse...? Wie schreibt man das...?" So fachsimpeln wir die längste Zeit und tauschen Ideen aus - fast so, als wären wir zu Hause.