Zu früh gefreut, nochmals Schnee und Kälte. April halt - ja nu.
Enya muss sich dann wohl heute Nachmittag warm anziehen, sie nimmt am Nidwaldernlauf teil. Zwar mag sie lieber kurze schnelle Strecken und sie weiss jetzt schon, dass sie kämpfen und leiden wird. Aber das Mitmachen zählt.
Der Morgen startet allerdings zuerst mit einem Pfadieinsatz von Joel, Malin und Enya mit noch vielen anderen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in der Kirche.
Palmsonntag. Die Palmzweige, welche die Pfädeler letzte Woche eigenhändig gebunden haben, sowie auch einige Esel (vier- und zweibeinige, wie mehrfach augenzwinkernd betont wird) werden gesegnet.
Malin liest mit noch ein paar anderen die Fürbitten. Bereits gestern hat sie sich Gedanken darüber gemacht, ob sie mit den Krücken zum Mikrofon laufen sollte und wo genau sie diese dann hinstellen könnte...?
Sie läuft ohne Stöcke und man sieht ihr kaum etwas an, genauso wie sie es so gerne möchte.
Richtig gut sieht sie aus - richtig gesund sieht sie aus und sie strahlt. Ihre Bedenken, nicht fehlerfrei lesen zu können, sind wie erwartet unbegründet.
Mein Banknachbar flüstert mir fragend zu: "Es geht ihr gut, gäll?"
"Ja, doch, es geht ihr gut. Chemoendspurt - nur noch zwei Wochen... "
Alle knien. Nur Malin nicht. Es geht nicht. Sie bleibt sitzen wie sonst auch. Meistens bin ich neben ihr und bleibe dann jeweils auch einfach sitzen, damit sie sich nicht so ausgesetzt und allein fühlt. Heute aber ist mein Platz an einem völlig anderen Ort. Gerührt sehe ich von dort aus zu, wie auch das Mädchen neben ihr solidarisch sitzen bleibt. Wie aufmerksam! Ich könnte sie umarmen dafür!
"Nur nu vier Täg!" seufzt Malin beim z'Nacht. Sie meint die Schule. Noch vier Tage - der Ferienstart ist also absehbar. Die vier Tage wird sie schaffen. Und nach den Ferien wird sie chemofrei sein!