die Apothekerin

Die gestrige Kontrolle im Spital verlief erwartungsgemäss gut. Der Onkologe untersuchte Leber, Milz Herz, Lymphdrüsen.

"Wie bist du eigentlich mit deiner neuen Frisur zufrieden?" fragte er, während er das Herz abhörte.

"Doch, jetzt gfallt sie mier. Am Aafang isch's echli es dra gwöhne gsi. Aber jetzt gfallt's mier guet!"

"Hattest du davor auch schon solche Locken?"

Malin verneinte.

"Das kommt häufig vor. Viele haben nach einer Chemotherapie zuerst gewelltes Haar. Mir gefällt's auch sehr gut!"

Malin hat sogar richtige Zapfenlocken und in der Zwischenzeit haben sie bereits eine Länge erreicht, dass die Locken zu den Bewegungen mitschwingen, wenn sie den Kopf schüttelt. Doch, sie findet ihre neue Frisur durchaus cool - auch weil sie wohl ganz anders ist. Und eigen.

 

Normalerweise bestelle ich sämtliche Medikamente telefonisch in der Apotheke vor, weil die Liste oft sehr lang ist. 

Man kennt mich mittlerweile und sie kennen Malin, obwohl sie sie noch nie gesehen haben. Aber sie wissen, was und in welchen Mengen sie alles schlucken musste im Verlauf der letzten beiden Jahren. (Eine grobe Hochrechnung ergibt über 17'000 Pillen und Kapseln! Dabei sind allerdings Sachets, Ampullen, Spritzen, Hübe, Säfte, Globuli, Schüsslersalze, Tropfen... noch nicht mit eingerechnet...)

Die Apothekerinnen wissen Bescheid ohne fragen zu müssen.

 

Heute brauche ich nur zwei Zytostatika, damit es über die Ostertage reichen wird. Ich gehe auf dem Heimweg noch schnell in die Apotheke und hoffe, die Medis seien grad vorrätig. Die Apothekerin schaut nach. Das Mercaptopurin haben sie auf Lager, das andere nicht. Sie können es jedoch auf den Nachmittag bestellen.

"Soll ich gleich zwei Packungen bestellen, damit wir eine auf Reserve haben?" fragt sie mich freundlich.

"Nein, diesmal nicht - es ist die letzte Packung, dann braucht sie keine mehr!" antworte ich ihr.

Was für ein gutes Gefühl! Ich kann es selber fast nicht glauben.

Ich bestelle gerade die LETZTE Packung Methotrexat!