Die Kostengutsprache für die Rehabilitation in der Katharinenhöhe wurde abgelehnt!
Endlich hat sich Malin für eine Reha durchringen können und nun das. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, ungläubig sitze ich da und lese die (fadenscheinige) Begründung dazu. Die Reha könne auch in der Schweiz durchgeführt werden. Einen für sie möglichen Ort schlugen sie uns auch gleich vor: In der Höhenklinik in Davos. Ich kann es nicht fassen, spüre einen aufsteigenden Frust und mein Bauchgefühl, das rebelliert. Am liebsten würde ich gleich anrufen oder schreiben - aber Padi hält mich zurück.
"Warte erst mal ab, das müssen die Onkologen klären."
Er hat recht. Die Onkologen haben letztlich Malin eingewiesen und das ganze ins Rollen gebracht, sie sind die Fachleute, sie werden bei der Krankenkasse nachhaken müssen.
Es beschäftigt mich, kann deswegen kaum schlafen, verstehe es nicht! Also beginne ich mitten in der Nacht (nur) gedanklich einen Brief aufzusetzen und schaue im Internet nach, wie diese Davoser Rehaklinik aussieht und was sie bietet. Die Höhenklinik ist vor allem für Rheuma- und Lungenpatienten, sowie Allergiker - seit 2018 nun haben sie zusätzlich einen Bereich für onkologisch Betroffene aufgegleist.
Ich bezweifle keinen Moment, die Klinik wird ihrem guten Ruf sicherlich gerecht - aber sie ist nicht das, was wir uns für Malin wünschen: Nämlich einen Monat - begleitet durch Fachkräfte - in einer Gruppe von Jugendlichen, die den selben schweren Rucksack schleppen müssen wie sie! Und zwar mit Jugendlichen - nicht mit Kleinkindern, nicht mit Erwachsenen.
Sondern mit betroffenen Jugendlichen, die ebenso wissen wie es sich anfühlt, wenn ihre Kollegen Geburtstage und andere Feste feiern, abmachen, snowboarden, schlitteln, gemeinsam kochen, ins Kino gehen, Ferienreisen geniessen, in die Schule dürfen - während sie selber monatelang isoliert im Spital lagen und um ihr Leben kämpften.
Und irgendwann spüren sie, wie sie immer mehr ins Abseits geraten, zu lange sind sie nicht mehr dabei. Dennoch bekommen sie auch im Spitalzimmer hautnah so vieles mit durch die sozialen Medien: Instagram- und WhatsApp- Bilder und Filme von strahlenden Freunden am See, von hüpfenden Nachbarskindern auf dem Trampolin, Freundinnen beim Snowboarden und Schlitteln...
Zu sehen, was rund um sie herum läuft, was sie vom Leben draussen alles verpassen, während sie verkabelt im Spitalbett liegen - ist Fluch und Segen zugleich! Damit umgehen können ist schwer - zusätzlich schwer.
Mit Jugendlichen die wissen wie es sich anfühlt, wenn die Chemo in ihre Venen fliesst und sie genau wissen, was sie nun erwartet: Übelkeit, Müdigkeit, Erbrechen, Schmerzen...
Mit Jugendlichen die wissen wie es ist, wenn man sich eigentlich von uns Eltern langsam lösen und abgrenzen will, situationsbedingt aber noch viel abhängiger wird als je zuvor...
Monatliche Blutkontrolle im Spital. Der Onkologe hat den Brief der Krankenkasse ebenfalls in der Hand und nach der Begrüssung sagt er: "So ein Quatsch was die hier schreiben! Das geht gar nicht, ich werde nochmals anrufen! Davos ist aus onkologischer Sicht doch in keiner Weise vergleichbar mit der Katharinenhöhe! Ausserdem sind zwei Wochen Reha in Davos wohl doppelt so teuer wie vier Wochen im Schwarzwald.
Ich werde mich drum kümmern! Sie hören diesbezüglich noch von uns."
Ich bin erstmal beruhigt. Er kontrolliert Malin, hört Herz und Lunge ab, ist zufrieden. Auch die Blutwerte sind gut, allesamt im erwarteten Mass angestiegen.
"Das sind die Werte eines gesunden Teenies!"
Wie gut klingt DAS denn? Schon so viele Papiere hatten wir gesehen mit viel zu tiefen Werten - welch eine Freude, nun auf diese Zahlen zu schauen! Er gibt uns den Ausdruck mit, damit wir auch mal "gute Werte" in den Händen halten dürfen!