Die Begeisterung war sogar zwischen ihren geschriebenen Zeilen spürbar: Sie durften im Schwimmbad tauchen, mit Sauerstoffflasche und allem was dazu gehört. Sie fand es einfach nur "mega"! Sie hätten unter Wasser zusammen Ball und Fresbee gespielt. Es war ein besonderes Erlebnis - noch eines mehr.
Denn auch der Ausflug in den Europapark am letzten Sonntag gehört dazu. Die Besitzerin des Europaparks hat sämtliche Kinder und Jugendlichen der Klinik eingeladen und noch dazu persönlich begrüsst. Das Anstehen bei den Bahnen fiel ebenfalls weg, mit der "Behindertenkarte" durften sie quasi in die "Expressschlaufe" und hatten somit die Möglichkeit, den Tag mit etlichen Bahnfahrten voll auszukosten. In einer neuen Selbstverständlichkeit war sie mit ihrem "Turbo" unterwegs und jene, die gut zu Fuss waren, halfen beim Schieben mit. In einer Gruppe Gleichgesinnten scheint alles nur halb so mühsam...
Mit regelmässigen Fitnessübungen wird in der Reha individuell (angepasst an die körperlichen Beeinträchtigungen) gearbeitet. Es macht den Anschein, als wäre Malin beweglicher, schneller, sportlicher unterwegs.
Die Schmerzen in den Beinen sind allerdings nicht weniger geworden. Durch die tägliche Physiotherapie aber zeigen sich erste Fortschritte: Malin kann ihr rechtes Bein beinahe ganz strecken, was sie vorher nicht mehr konnte. Die Therapie sei jedoch sehr schmerzhaft, sie müsse sich immer konzentrieren und auf die Zähne beissen, um nicht laut zu schreien vor Schmerz.
In Gesprächsrunden, beziehungsweise Einzelgesprächen werden die vergangenen Geschichten mit Psychologen (sie nennen sich Psychos) aufgearbeitet.
Und gerade WEIL Malin sichtbare Fortschritte macht und richtiggehend aufblüht auf der Katharinenhöhe, machten sie ihr in der Klinik den Vorschlag, noch einen weiteren Monat Reha anzuhängen. Es würde ihr sehr gut tun, meinten sie.
Das finden auch wir.
"Was sagt ihr dazu?" schreibt Malin im Familienchat.
"Dann verpasst du ja nochmals einen ganzen Monat Schule..." bringt es Joel unbeschönigt auf den Punkt.
Tatsache ist, es würde ihr zweifellos gut tun und sie würde auch gerne bleiben - wenn nur die Schule nicht wäre...
Auch mit dem Unterricht hier auf der Katharinenhöhe in den Hauptfächern wird es nicht einfach sein, den Anschluss halten zu können. Und naturwissenschaftliche Fächer und Geschichte werden gar nicht angeboten. Die Möglichkeit, dass Malin nach einer zusätzlichen vierwöchigen Verlängerung schulisch noch mehr unter Druck kommt, ist leider gross und würde sich auf die äusserst wertvolle und aufbauende Reha-Zeit wieder negativ auswirken.
In diesen eineinhalb Wochen die sie aktuell an ihrer Schule fehlt, sind ganze sieben Tests angekündigt. Bereits vor dem Antritt in die Reha hat sie das belastet. Also versuchten wir zu organisieren, dass sie allenfalls die eine oder andere Prüfung in Deutschland schreiben könnte. Mittlerweile hat sie jedoch einsehen müssen, dass dies nicht wirklich funktioniert. Die Tage sind bis sicher 22.00 Uhr abends durchstrukturiert und gefüllt mit Programm. Zeitfenster fürs Lernen bleiben nicht wirklich.
Und nun? Was liegt drin, was nicht?
Wir können und wollen ihr den Entscheid nicht abnehmen. Letztlich gilt es abzuwägen und sie muss für sich entscheiden, was für sie stimmt, was sie selber will und was sie schaffen kann. Wir werden sie unterstützen, ganz unabhängig davon, welche Richtung sie wählen wird.