Nachteilsausgleich

Der Nachteilsausgleich - jetzt wird er doch noch zum Thema - und dies ziemlich unverhofft.

Als die Schule im Frühling '18 nach der stationären, intensiven Chemotherapie wieder langsam aktuell wurde, haben verschiedene Ärzte bereits auf den Nachteilsausgleich hingewiesen. Es handelt sich um eine schulische Entlastung, wenn aufgrund einer Krankheit, eines Unfalls oder einer angeborenen Beeinträchtigung ein klarer "Nachteil" besteht. Dies oft auch in Zusammenhang mit diversen Medikamenten sowie Zytostatika in hohen Dosen, die zusätzlich zu Schwäche, Müdigkeit, Übelkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen... führen können. Unter solchen Umständen dem Schulstoff im Gymnasium folgen zu können, erfordert ein grosses Mass an körperlicher Kraft und Ausdauer, die aber eben situationsbedingt nur beschränkt vorhanden ist...

 

Damals ignorierte Malin den Vorschlag der Ärzte. Denn: Wie sollte man eine Entlastung umsetzen können ohne die Promotion zu gefährden? NOCH ein Jahr repetieren mit NOCH einem Klassenwechsel - das wollte sie nicht riskieren. So kämpfte sie sich durch - und so manches mal stiess sie tatsächlich an ihre physischen sowie psychischen Grenzen, schaffte es jedoch stets, sich wieder aufzufangen.

 

Eine Woche nach der Reha in Deutschland erhielten wir Post von der Katharinenhöhe. Die Ärzte der Rehaklinik wiesen einmal mehr auf den Nachteilsausgleich hin, listeten zusammengefasst sämtliche Diagnosen Malins auf (die Liste ist ziemlich lang) und kamen zum Schluss: "Aus genannten Gründen sehen wir es als zwingend nötig, einen Nachteilsausgleich zu beantragen."

Das Schreiben ging an uns sowie direkt ans Gymnasium. Der Prorektor lud daraufhin Malin zu einem Gespräch ein mit dem Ziel, einen möglichen Weg der Entlastung zu finden, ohne aber die Promotion zu gefährden.

Einige Punkte wurden konkret angesprochen, eine erste grosse Entlastung wurde bereits gewährt, indem Malin sämtliche (aufgrund ihrer Reha) verpassten Prüfungen nicht mehr nachholen musste. Das gab ihr die Möglichkeit ohne zusätzliche Belastung wieder mit der Schule zu starten - und darüber war sie extrem froh!

 

Ausserdem weiss sie: Wenn sie sich völlig überfordert fühlt, darf sie sich beim Prorektor melden und es wird nach angepassten Lösungen gesucht. Wichtig ist vor allem, dass wir alle uns der Belastung bewusst sind und wenn nötig frühzeitig unterstützend eingreifen könnten. So wie wir Malin kennen, wird dies auch künftig nicht oft (wenn überhaupt) der Fall sein, sie wird sich "durchbeissen", so wie bisher - auch wenn es noch so zäh ist...