Im kleinen Rahmen kennen wir sie schon: Die Isolation. Während Malins Intensivchemotherapie verbrachte sie viele Wochen isoliert in ihrem Einzelzimmer im Kispi. "Fenster und Türen MÜSSEN IMMER geschlossen sein!" hiess es auf einem Plakat im Zimmer. Eine zusätzliche "Schleuse" musste jeweils noch passiert werden, bevor sie auf den Korridor gelangte. Dort galt für sie Mundschutzpflicht. Immer.
Padi oder ich "wohnten" ebenfalls in dieser Isolation, auf einem Klappbett neben Malin. Wie lange und wie oft wir letztlich im Spital waren, wissen wir nicht. Wir haben irgendwann aufgehört die Tage und Wochen zu zählen. Es waren viele - in jeder Jahreszeit. Und oft genug schauten wir aus unserer geschlossenen Isolation nach draussen in die Sonne...
Eine besondere Freude, wenn wir dann wieder nach Hause durften, auch wenn es manchmal nur für einen Tag war. Aber auch ausserhalb des Kispis war sie oft nicht wirklich "frei". Ihre Blutwerte sanken zeitweise dermassen tief, dass sie Menschenmengen, öffentliche Verkehrsmittel, Baustellen, Tiere und sämtliche geschlossene Räume mit vielen Leuten meiden musste. Zu ihrem Schutz. Immer wieder war sie neutropen, das heisst ihr Immunsystem war massiv geschwächt und die Gefahr eines Infektes entsprechend gross. Also blieben wir vorsichtshalber zu Hause - oder bei schönem Wetter im Garten. Unsere wenigen Besucher mussten zwingend gesund sein und bedienten sich vor dem Eintreten zuerst an der Flasche Desinfektionsmittel, die unübersehbar neben unserer Eingangstür griffbereit stand.
Trotz allen Vorsichtsmassnahmen musste Malin mehrmals aufgrund eines Infekts notfallmässig einrücken - und bleiben. Im Einzelzimmer mit "Fenster und Türen MÜSSEN IMMER geschlossen bleiben!"
Man gewöhnt sich daran isoliert zu sein. Oder wohl eher: Man lernt damit umzugehen. Aber manchmal - da wäre sie liebend gerne mit Freundinnen in die Badi, ins Kino, an ein Konzert, in die Schule, auf eine Wanderung, ins Restaurant, an ein Fest, in die Ferien, snowboarden, schlitteln, einkaufen, in die Stadt....
Welch ein besonderer Moment, als nach der langen Intensivchemotherapie zumindest einige Dinge langsam wieder möglich waren! Ein unglaubliches Gefühl von Freude - und Freiheit!
Heute werden Erinnerungen wach - es ist fast ein bisschen wie damals. Nur sind diesmal nicht nur wir betroffen, sondern alle. Das ganze Land, die Welt.
Malin ist mit ihrer Vorgeschichte sicherlich gefährdeter als der Rest unserer Familie. Aber es gibt noch ganz viele Menschen, deren Risiko weitaus höher ist. Wir denken so oft an all jene, die gerade jetzt mitten in einer Chemotherapie stehen oder an einer anderen schweren Krankheit leiden. Genau für sie ist es besonders wichtig, dass wir alle uns gewissenhaft an Hygieneregeln sowie den nötigen Abstand zueinander halten oder möglichst zu Hause bleiben.
Es kann Leben retten. Also tun wir's!